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Andula - Besuch in einem anderen Leben - Plakat zum Film

ANDULA - BESUCH IN EINEM ANDEREN LEBEN

(D, 2008)


Regie: Fred Breinersdorfer, Anne Worst
Film-Länge: 90 Min.
 

 
 
 
 
 

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 Kino-Start:
 01.10.2009

 DVD/Blu-ray-Start:
 03.12.2012

"Andula - Besuch in einem anderen Leben" - Handlung und Infos zum Film:


Anna Letenská, von ihrer Familie und ihren Freunden "Andula" genannt, ist eine berühmte Prager Charakterschauspielerin am Theater und in Unterhaltungsfilmen der 1930er und frühen 1940er Jahre. Eine sympathische Frau, vom Volk verehrt, von den Kritikern bejubelt, tief gläubig, geistreich, witzig und warmherzig. Im Prager Weinbergtheater feiert sie Triumphe, die Marthe im "Zerbrochenen Krug" ist ihr wie auf den Leib geschrieben. Die Filme, in denen sie mitwirkt, sind vor allem leichte Komödien und Melodramen mit Titeln wie "Herz in Zellophan", "Versiegelte Lippen" oder "Frauen an der Tankstelle". Deren Produktion wurde von den Nazis gefördert, um den Widerstand des Volkes gegen das deutsche "Protektorat" zu entschärfen, und lagen allesamt in der Hand des tschechischen Filmtycoons Milos Havel (des Onkels des späteren Präsidenten Václav), dessen Barrandov-Studios die modernsten Filmproduktionsstätten in ganz Europa beherbergten.

Die Schauspielerin verkörpert als Komödiantin im Auftrag der von den Nazis überwachten Lucerna Filmproduktion ein Stück Leichtigkeit und heile Welt, während sich auf den Prager Straßen der Naziterror mehr und mehr zuspitzt. Am 27. September 1941 übernimmt Reinhard Heydrich, Chef des Reichssicherheitshauptamts und seit Juli von Göring mit der sogenannten "Endlösung der Judenfrage" beauftragt, den Posten des "Stellvertretenden Reichsprotektors von Böhmen und Mähren" in Prag. Heydrich reagiert auf den sich seit 1939 formierenden tschechischen Widerstand gegen die deutschen Besatzer mit großer Härte. Sippenhaft wird verhängt, über 5000 Tschechen und Slowaken verschwinden in den KZs, über 400 Menschen werden hingerichtet und deren Namen öffentlich ausgehängt.

Andulas zweiter Mann, der Ingenieur Wladislaw Caloun, ist schon seit 1939 in den tschechischen Widerstand involviert. Doch hat er nichts mit dem Attentat auf Heydrich zu tun, das am 27. Mai 1942 verübt wird und an dessen Folgen der stellvertretende Reichsprotektor kurz darauf stirbt. Einer der beiden Attentäter verletzt sich bei der Tat und lässt sich von einem Arzt behandeln, der dem Widerstand nahe steht. Andulas Sohn Jiri ist zufällig in der Praxis, als der Attentäter auftaucht, der Arzt ist ein Freund von Andulas Mann. Im Zuge der Vergeltungsmaßnahmen der Nazis, die sich nicht nur in der Zerstörung der Dörfer Lidice und Lezaky niederschlägt, sondern sich besonders gegen oppositionelle Intellektuelle und ihre Familien richtet, wird Wlasdislaw Caloun von der Gestapo verhaftet und verhört. Zu diesem Zeitpunkt steht Andula vor der Kamera. Mit großem öffentlichen Interesse werden die Dreharbeiten für Ich komme gleich verfolgt, einer lyrischen Komödie, in der Andula die burleske Rolle einer neugierigen Nachbarin spielt.

Sie bleibt von der Gestapo unbehelligt, obwohl ihr Ehemann unter Folter seine Mitgliedschaft beim tschechischen Widerstand gesteht und das Verdikt der Sippenhaft damit auch Andulas Verhaftung bedeutet hätte. Der damalige Regisseur von "Ich komme gleich", Otakar Vavra, erinnert sich an die Schauspielerin, die weiter ihre Rolle spielt, in den Drehpausen allerdings aus Sorge um ihren Mann, ihren Sohn und um sich selbst weinend zusammenbricht. Was erwartet sie, wenn die Dreharbeiten vorbei sind, wenn sie ihren Beitrag an der kriegswichtigen Unterhaltungsproduktion abgeliefert hat? Ein Fluchtversuch würde den Tod von Ehemann und Sohn bedeuten. Also bleibt sie und hofft – und spielt um ihr Leben.

Nach der letzten Klappe wird Andula sofort verhaftet und zwei Tage lang verhört. Am 5. September wird sie nach Theresienstadt deportiert. Eine Stickerei aus dem Lager von ihr ist erhalten geblieben – eine sorgfältig gearbeitete Studie des Gefängnisalltags. Am 22. Oktober wird sie beim Appell aufgerufen und muss sich einem Transport nach Mauthausen anschließen. Zwei Tage später stirbt sie, wie 264 andere Tschechen aus dem gleichen Transport. Unter einem Vorwand wird sie in eine Ecke des Todeskellers gerufen und dort mit Hilfe einer automatischen Vorrichtung getötet. Ihre "standrechtliche Erschießung" wird mit bürokratischer Präzision von den Lagerbeamten festgehalten…

In "Andula – Besuch in einem anderen Leben" wird ein Schicksal unter vielen erzählt. Die Schauspielerin Hannah Herzsprung spricht den Kommentar zu den gesammelten Zeitzeugen-Berichten und dem sorgfältig recherchierten Archivmaterial. Sie spürt dieser Geschichte einer ermordeten Berufskollegin an Originalschauplätzen nach und versucht nachzuempfinden, wie ein unschuldiger Mensch in die Todesmaschinerie der Nationalsozialisten geraten konnte, aus der es kein Entkommen mehr gab. Ein verschollen geglaubtes Dokument aus Andulas Leben wurde bei den Dreharbeiten zu diesem Dokumentarfilm wiedergefunden: Es ist eine Kopie des Films "Ich komme gleich" – ein schockierender Ausweis des menschenverachtenden Zynismus des Nazi-Regimes, das Komödien mit Menschen produzieren ließ, um diese nur wenig später zu ermorAden.

Autor/Bearbeitung: Frank Ehrlacher

Update: 31.01.2019


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