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Der Name der Leute - Plakat zum Film

DER NAME DER LEUTE

("Les nom des gens")
(F, 2010)


Regie: Michel Leclerc
Film-Länge: 103 Min.
 

 
 
 
 
 

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 Kino-Start:
 14.04.2011

 DVD/Blu-ray-Start:
 28.10.2011

 Free-TV-Start:
 27.07.2013

 (BR)

"Der Name der Leute" - Handlung und Infos zum Film:


Auf den ersten Blick haben Arthur Martin (Jacques Gamblin) und Bahia Benmahmoud (Sara Forestier) wenig gemeinsam: Er ist ein zurückhaltender Tierarzt im Dienste des Französischen Amtes für Tierseuchen, der sich mit großer Vorsicht und Verschlossenheit durchs Leben bewegt und sich lieber mit toten Wildvögeln beschäftigt als mit Frauen. Sie ist eine junge ausgeflippte Politaktivistin, die ihr Herz auf der Zunge trägt und es sich zum Lebensziel gemacht hat, jede Form von aufkeimendem Faschismus mit viel Tatkraft – und großem Körpereinsatz – zu bekämpfen.

So unterschiedlich Arthur und Bahia auch sein mögen, ihre Familiengeschichten ähneln sich auf gewisse Weise: Arthurs Mutter Annette (Michele Moretti) ist eine französische Jüdin, deren Eltern in Auschwitz ermordet wurden und die selbst nur mit einer falschen Identität überleben konnte. Als sie nach dem Krieg Arthurs Vater Lucien Martin (Jacques Boudet) kennen lernt – Franzose durch und durch – ist sie deshalb mehr als glücklich, als er ihr seinen unverfänglichen, französischen Nachnamen anbietet, so dass sie ihre Vergangenheit hinter sich lassen kann. Das Thema ist in der Familie fortan tabu. Arthur nutzt seine Familiengeschichte nur ein einziges Mal als Jugendlicher aus, um ein Mädchen zu beeindrucken, aber als ihn kurz darauf die Scham übermannt, beschließt er, nie wieder über das Schicksal seiner Mutter zu reden. Deshalb ist er froh, dass er einen Namen hat, mit dem er in der anonymen Masse verschwinden kann: Arthur Martin, ein Name, den auch Tausende andere Franzosen tragen.

Bahias Name hingegen ist in Frankreich einzigartig. Obwohl man ihr ihre algerische Herkunft nicht ansieht und viele ihren Vornamen für brasilianisch halten, macht Bahia keinen Hehl aus ihrer Familiengeschichte. Ihr Vater Mohamed (Zinedine Soualem) wächst in einem algerischen Dorf auf und muss als Siebenjähriger mit ansehen, wie die Hälfte seiner Familie von der französischen Armee ermordet wird. Dennoch hegt er keinen Groll gegen die Besatzer, emigriert nach Frankreich und trifft dort Bahias Mutter: Cécile (Carole Franck) stammt aus einer wohlhabenden französischen Familie, ist aber ein Hippie durch und durch. Da kommt ihr der illegale, arme Algerier Mohamed gerade recht, und so ist Cécile mehr als glücklich, als er ihr bald seinen algerischen Namen anbietet.

Während Arthur zurückgezogen aufwächst und schnell lernt, alle Tabuthemen vorsichtig zu umschiffen, ist Bahias Kindheit von multikultureller Geselligkeit geprägt, in der leidenschaftlich diskutiert und gestritten wird. Aber auch in ihrer Familie gibt es ein Geheimnis: Bahia ist als Kind von ihrem Klavierlehrer sexuell missbraucht worden. Ihre Eltern geben sich Mühe, die Ereignisse ungeschehen zu machen, Bahia ist aber davon überzeugt, dass es sie in einer Hinsicht geprägt hat: In ihrer extremen sexuellen Freizügigkeit als Erwachsene.

Eine Kostprobe davon bekommt Arthur zu spüren, als ihm Bahia zum ersten Mal begegnet: In einer Radiosendung, in der sie als Telefonistin arbeitet und er als Gesundheitsexperte über die Risiken der Vogelgrippe aufklären soll. Mitten in der Sendung stürmt Bahia in das Studio und fährt Arthur wütend an, er möge bitte aufhören, alle mit seinen toten Enten zu nerven. Schließlich würde er dadurch dem Faschismus in der Welt Vorschub leisten. Erst seien es die Austern, dann die Kühe und dann bald wohl auch die Immigranten, nicht wahr?

Arthur ist von ihrer absurden Argumentationsführung so überrascht, dass er nur lachen kann, während sie erst aus dem Studio und dann aus ihrem Job geschmissen wird. Fasziniert von der stürmischen, jungen Frau willigt er ein, mit ihr etwas trinken zu gehen. Dabei legt ihm Bahia ihre Sicht der Welt dar: Frankreich wimmele nur so von Faschisten, das seien nicht nur die weißen Franzosen, auch die Araber, die Juden, die Schwarzen – alle könnten faschistische Ansichten haben. Als sie Arthur vorwirft, er sei doch sicher auch einer, erklärt er ihr, dass er ganz im Gegenteil ein aufrechter Linkswähler und Jospin-Anhänger sei. Bahia sieht ihn interessiert an und schlägt ihm vor, mit ihr zu schlafen. Leider ist Arthur aber auch ein aufrechter Bedenkenträger und von diesem offenherzigen Angebot so überrumpelt, dass er ablehnt. Vielleicht könne er ja ein anderes Mal darauf zurückkommen? Nein, sagt Bahia, auch sie habe Prinzipien und eines davon würde eben lauten: Sex immer sofort am allerersten Abend. Sie trennen sich. Arthur bereut seine Hasenfüßigkeit sofort.

Eine zweite Chance erhält er erst am Tag der französischen Präsidentschaftswahl: Zufällig trifft er Bahia wieder, als sie gerade heulend aus der Wahlkabine kommt und ihm schluchzend beichtet, den konservativen Chirac gewählt zu haben, um damit die Wahl des ultrarechten Le Pen zu verhindern. Verstört bittet sie Arthur, sie nach Hause zu begleiten und Arthur, der sein Glück kaum fassen kann, willigt sofort ein. Vorher machen sie allerdings noch einen Abstecher in den Supermarkt. An der Kasse fällt Bahia ein, dass sie den Koriander vergessen hat. Ihre verspulte Art setzt dabei eine Kettenreaktion in Gang, die damit endet, dass Arthur sie aus der Metro retten muss – nackt. Sie sei ein Wirrkopf, ohne Disziplin, jammert Bahia, dann nimmt sie Arthur endlich mit nach Hause. So viel Freigeistigkeit macht Arthur nervös, also bittet er Bahia, sie erst einmal wieder anziehen zu dürfen – bevor er sie schließlich dann doch auszieht. Ihre erste gemeinsam verbrachte Nacht fühlt sich für ihn an wie eine Atombombenexplosion.

Am nächsten Morgen erklärt ihm Bahia eines ihrer weiteren Lebensprinzipien: Sie schläft mit Männern, die ultrarechte Ansichten haben, um sie zu bekehren und nutzt ihren Körper im Kampf gegen den Faschismus. Ganz nach dem Motto ihrer hippiebewegten Eltern: Make love, not war. Auf die Frage, warum sie denn dann mit ihm geschlafen habe, wo er doch nachweislich kein Faschist sei, erklärt ihm Bahia, dass das etwas ganz anderes sei: Er gefalle ihr eben, warum, wisse sie auch nicht genau, normalerweise seien Urfranzosen wie er gar nicht ihr Fall, und dann noch seine komischen Wildenten...

Als sie kurz darauf in der Metro mit Leidenschaft den Fahrer beschimpft, damit er ein altes Ehepaar einsteigen lässt, ist Arthur endgültig verliebt in diese unberechenbare Frau, die sein Leben so völlig durcheinander wirbelt. Widerwillig akzeptiert er daher auch ihr besonderes Umerziehungsprojekt. Und auch, dass sie ab und zu junge illegale Einwanderer heiratet, um ihnen französische Papiere zu verschaffen. Erst als ihre Mutter ihn zum selben Zweck ebenfalls mit einer jungen Immigrantin verkuppeln will, lehnt Arthur entrüstet ab. Bahia versteht sein Problem nicht – begreift er denn nicht, dass das nichts mit ihrer Liebe zu tun hat? Und dass ihr Vater einst schließlich auch ein illegaler Einwanderer gewesen sei, der viel Schlimmes durchgemacht habe? Arthur hingegen wirft ihr vor, dass Kinder von Opfern immer zu sehr übertreiben, auch wenn sie selber nicht gelitten haben. Obwohl die Gelegenheit günstig ist, vermeidet er es weiterhin, Bahia die Wahrheit über seine Familie zu erzählen...

Autor/Bearbeitung: Frank Ehrlacher

Update: 31.01.2019


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