Wie immer sichtlich zerknautscht kreuzt Nick Keller (
Til Schweiger) auf dem Arbeitsamt auf. Es ist ihm noch nicht richtig bewusst, aber seit Monaten macht er seinem Namen mehr und mehr alle Ehre: Mit ihm geht es auf direktem Wege abwärts. Er kann sich selten an die Namen der Frauen erinnern, neben denen er am Morgen aufwacht, und seine immer mieseren Jobs ist er schneller wieder los, als er sie antreten kann. Überhaupt ist er nur noch ein Abbild des stattlichen und hoffnungsfrohen Typen aus gutem Hause, der er vor gar nicht allzu langer Zeit noch war. Doch seitdem seine Beziehung zu seiner großen Liebe Janine (
Alexandra Neldel) in die Brüche gegangen ist, hat Nick den Boden unter den Füßen und infolgedessen sich selbst verloren. Kein Wunder, dass sein gestrenger Stiefvater Heinrich (
Michael Meindl) und sein opportunistischer und karrierebesessener Bruder Viktor (
Steffen Wink) das schwarze Schaf der Familie für einen Versager auf ganzer Linie halten, der es im Leben zu nichts bringen wird – sehr zum Missfallen von Nicks Mutter (
Nadja Tiller), die als Letzte zu ihrem Sohn hält und den Glauben an ihn nicht verloren hat.
Genau den würde Nick liebend gerne wieder gewinnen. Den Glauben an sich selbst, an Andere, an die Welt, an die Liebe. Deshalb verhält er sich auf dem Arbeitsamt unterwürfiger, als es seine rebellische Natur eigentlich erlauben würde. Aber Nick braucht einen Job. Unbedingt. Er nimmt sogar ohne Murren eine Tätigkeit in einer psychiatrischen Klinik an, als man ihm diese anbietet. Gleich nach den ersten fünf Minuten an seinem neuen Arbeitsplatz stellt Nick jedoch resigniert fest, dass er sich hier seinen besten Anzug hätte sparen können: Er soll nämlich als Putzkraft dafür sorgen, dass die Böden und vor allem die Toiletten in tadellosem Zustand sind. Eine ziemlich eklige Aufgabe, wie schon die kurze Einführung durch den Hausmeister (
Jürgen Vogel) beweist.
Till Schweiger und Johanna Wokalek sind ein großartiges Paar. Sie spielen ein wunderbares Liebespaar, Freunde nicht nur für eine Reise, sondern fürs Leben. Das liegt zum einen an dem Minenspiel der beiden Akteure. Wenn Nick zu der unschuldigen Leila Sätze wie "der ist so steif, der hat doch einen Besen im Arsch" sagt, kann sich der Zuschauer genau vorstellen, was gerade in Leilas Gehirn vorgeht.
Aber nicht nur das natürliche Schauspiel begeistert, auch das Drehbuch. Da werden Alltäglichkeiten in die Story eingearbeitet, das man im Kinosessel nur so schmunzeln kann. Jeder, der schon mal eine Beziehung hatte, wird vieles wieder erkennen, wo drüber man selber schon mal gestritten hat - oder was man gar nicht wahr genommen hat. Dazu kommen noch typengerechte Kurzauftritte der Comedians (
Axel Stein) und (
Markus Maria Profittlich), so dass "Barfuss" ein rundum gelungener, leiser, Kinospaß und -genuss geworden ist.
Hätten die Filmemacher auf den völlig unsinnig falsch geschrieben Titel verzichtet - weder in alter noch in neuer Rechtschreibung wird barfuß mit zwei "s" geschrieben (allerdings in der "Word"-Rechtschreibprüfung) - der Film würde noch sympathischer rüber kommen.