Glaubt man Edward Bloom, hat der als junger Mann (hier gespielt von
Ewan McGregor) gemeinsam mit einem Riesen seine Heimatstadt verlassen, in einem magischen Wald gegen mordlüsterne Fabelwesen gekämpft, die perfekte Stadt gefunden und umgehend wieder verlassen, mit einem Werwolf im Zirkus gelebt, seine geliebte Ehefrau Sandra (als junge Frau gespielt von
Alison Lohman, später von
Jessica Lange) mit 10.000 Narzissen betört, den Zweiten Weltkrieg quasi im Alleingang gewonnen, eine komplette Nacht auf dem Grund eines Sees verbracht und noch viele andere, schier unglaubliche Wunderdinge erlebt.
Edward Bloom war ein Held, ein Abenteurer, ein Genie – sein eigener Mythos. Doch er war nie ein richtiger Vater. Sein Sohn Will rekapituliert nun all diese bizarren Geschichten, will unbedingt Spuren von Realität in den Lügenkonstrukten entdecken – nur, um schließlich zu erkennen, dass man sich mit solchen Lappalien wie der Wirklichkeit gar nicht aufzuhalten braucht, wenn man einen Mann wie Edward Bloom kennen, begreifen und lieben will…
Nicht nur Edward Bloom ist ein großer Märchenerzähler, wie uns dieser Film zeigt: Auch Tim Burton ist es. Er zieht den Zuschauer schon nach einer kurzen Einleitung mitten hinein in sein Märchen und hält ihn dort für die nächsten zwei Stunden gefangen. Mit „Big Fish“ gelingt ihm dieses Kunststück einmal mehr und so erscheint es über die Laufzeit des Filmes fast natürlich, dass dort Riesen und andere merkwürdig anmutende Wesen erscheinen. Dabei schrammt er immer knapp am Kitsch vorbei – aber knapp daneben ist ja bekanntlich auch vorbei; so bietet die Schlussszene eine wunderbare Gelegenheit für ein paar Plattitüden. Burton lässt die Szene nur von Musik untermalt wirken – um dann noch ein paar wohlgesetzte Worte zum Abschluss zu finden…