Ausgegrenzt von der Gesellschaft, eingeschlossen auf engstem Raum, flüchtet sich Luisa in die Welt der Literatur: Karl versorgt sie bei seinen seltenen Besuchen mit im Dritten Reich verbotenen Schriften, die er über eine Schauspielerin und Widerstandskämpferin namens Judith (
Eva Wittenzellner) bezieht. Auch die Musik spendet Luisa Trost und erleichtert ihr das Leben in einer klaustrophobischen Welt, die nach eigenen Regeln funktioniert: Nur wenn die Grammophonklänge aus der Wohnung unter ihr laut genug durch die Decke dringen, kann sie die Toilettenspülung betätigen oder sich waschen ohne Angst, gehört zu werden.
Während die Nazis mit Hausdurchsuchungen beginnen und den jüdischen Musikliebhaber aus der Wohnung unter ihr drangsalieren, muss Luisa erkennen, dass auch die meisten Nachbarn eine Gefahr für sie darstellen. Ihre Lage wird immer hoffnungsloser – vor allem weil Karl ihrem Versteck plötzlich aus ungeklärten Gründen fern bleibt. Gerade als die unerträgliche Einsamkeit Zweifel an seiner Wiederkehr weckt, sucht jene geheimnisvolle Judith Zuflucht in Luisas Versteck.
Die Schauspielerin bedeutet für Luisa einen neuen Hoffnungsschimmer: Sie behauptet, das Geheimnis der Freiheit zu kennen. Aber das Aufbegehrende, das Judith in sich trägt, birgt auch Gefahren, denn Luisas Furcht, entdeckt zu werden, kennt Judith nicht. Von ihrem Kampfeswillen und ihrer Leidenschaft angezogen, bemerkt Luisa, dass sich nicht nur ihr trostloses Leben zu verändern beginnt, sondern auch dass das bis dahin tote Zimmer ein Eigenleben bekommt: Der kaum beachtete Spiegel scheint einen bisher unbekannten Ausweg zu bieten, der geradewegs in eine Welt führt fern der brutalen Wirklichkeit. Die beiden Frauen kämpfen ums Überleben mit der einzigen Waffe, die ihnen nicht genommen werden kann: dem menschlichen Geist...