Der 10-jährige T.S. Spivet (
Kyle Catlett) lebt auf einer Ranch im Nirgendwo von Montana, wo man nicht viel anderes machen kann, als auf Dosen zu schießen oder Lassowerfen zu üben. Er stellt sich dabei nicht besonders geschickt an, aber er verbringt gern Zeit mit seinem Zwillingsbruder Layton (
Jakob Davies). Layton ist größer als T.S. und ein richtiger kleiner Cowboy – ganz der Vater. Mit T.S. kann der wortkarge Rancher und Western-Fan Spivet (
Callum Keith Rennie) wenig anfangen. Der Kleine ist hochbegabt, zeichnet fast ununterbrochen, erstellt Diagramme und tüftelt an neuen Erfindungen. Sogar die Lehrer in der Schule treibt der selbst ernannte "Leonardo da Vinci von Montana" manchmal zur Weißglut, weil er alles besser weiß. Wirklich.
Mit vollem Namen heißt T.S. übrigens Tecumseh Sparrow, weil im Moment seiner Geburt ein Spatz gegen das Küchenfenster geflogen ist. Das behauptet zumindest seine Mutter Dr. Clair (
Helene Bonham Carter). Sie hat ihrem Sohn sogar das Skelett des Spatzen geschenkt. Dr. Clair ist die Einzige, die T.S.’ Wissensdrang versteht und fördert. Sie ist Insektenforscherin, eine Koryphäe auf ihrem Gebiet, aber reichlich verschroben. Vor allem, seit sie sich der Mission verschrieben hat, den sagenhaften Tigermönchkäfer zu finden, dessen Existenz bislang nicht belegt werden konnte. Manchmal fragt sich T.S., wie seine Mutter und sein Vater jemals ein Paar werden konnten. Dr. Clair und der Cowboy sind wie Tag und Nacht.
T.S.’ große Schwester Gracie (
Niamh Wilson) findet sowieso ihre ganze Familie doof. Gracie sieht sich im Fernsehen am liebsten Schönheitswettbewerbe an und malt sich eine glamouröse Zukunft als Schauspielerin aus, vielleicht in New York – Hauptsache, raus aus dem öden Montana!
An einem warmen August-Nachmittag sitzt T.S. mit Gracie auf der Veranda und sieht ihr beim Maisputzen zu, als das Telefon klingelt. Dr. Clair ist wie immer etwas zerstreut. Minuten vergehen, bis sie T.S. endlich mitteilt, dass der Anruf für ihn ist. Sie hat völlig vergessen zu fragen, wer ihren Sohn sprechen will. Am anderen Ende der Leitung wartet Miss Jibsen, die Kuratorin des Smithsonian Instituts in Washington – das Forschungs- und Bildungszentrum der Nation! – und möchte Mr. Spivet sprechen: Er habe für sein formidables Perpetuum mobile den renommierten Baird-Preis gewonnen, und ob er bei der Gala vor dem Kollegium sprechen könne. T.S. verschlägt es den Atem. Sein Vater sei nicht da, sagt er, und legt auf.
T.S. will nicht lügen, aber er muss nach Washington! Heimlich ruft er Miss Jibsen zurück, mit verstellter Stimme: Danke, Mr. Spivet komme gern nach Washington. Dass der Preisträger erst zehn Jahre alt ist, würde ihm sowieso niemand glauben. Ausgerechnet heute fragt Dr. Clair, ob T.S. sie auf eine Expedition begleiten möchte. Sie müssten allerdings sehr früh los. Schweren Herzens schwindelt T.S., er müsse ein Projekt für die Schule fertigmachen.
T.S. behält sein aufregendes Geheimnis für sich und packt heimlich seinen Koffer – für eine so weite Reise eine echte Herausforderung. Fernglas, Rosinen, Teddy und sein Talisman, das Spatzenskelett, müssen auch mit. Im Morgengrauen schleicht T.S. die Treppe hinunter. Seinen Eltern hinterlässt er eine knappe Notiz. Dr. Clair scheint schon aufgebrochen zu sein. Ohne zu überlegen, steckt T.S. das Notizbuch vom Schreibtisch seiner Mutter ein, als Reiselektüre.
Den schweren Koffer schiebt T.S. in Laytons Bollerwagen. Plötzlich blenden Scheinwerfer auf: Der Pick-up seines Vaters kommt direkt auf ihn zu. Doch er fährt einfach an ihm vorbei. Vater hat ihn wohl nicht gesehen. Oder wollte er ihn nicht sehen? T.S. hat keine Zeit, lange darüber nachzudenken. Wenn er den Zug um 5.44 Uhr erwischen will, muss er sich beeilen. Zumal er nicht halten wird: Die Güterzüge der Union Pacific donnern mehrmals täglich durchs Tal, aber eine Station gibt es hier nicht. Auch daran hat T.S. gedacht: Er malt das Eisenbahnsignal einfach mit rotem Filzer an – stopp! Der Zug hält tatsächlich, und nach einer halsbrecherischen Anfahrt, bei der sich der blinde Passagier unter dem Waggon verzweifelt an die Kupplung klammert, schafft es T.S. unbemerkt auf den Zug. Die lange Fahrt von Westen nach Osten wird unerwartet komfortabel: Der Zug transportiert ein nagelneues Wohnmobil.
T.S. zieht ein. Während vor dem Fenster die Landschaft vorbeizieht, studiert T.S. das Album seiner Mutter. Doch darin geht es ausnahmsweise nicht um Insekten, sondern um ihre Söhne: T.S. und Layton. Dr. Clair hat alles aufbewahrt – Fotos, Zeichnungen, die ersten Pflaster – und Notizen dazu gemacht. Schlagartig begreift T.S., dass seine Mutter keineswegs so abwesend ist, wie er oft dachte, und dass sie ihn über alles liebt.
T.S. fühlt sich nun doch sehr einsam in seinem Abenteuer. Sein einziger Gesprächspartner ist Layton, obwohl der natürlich gar nicht wirklich da ist. Als der Zug in Nebraska auf einem Rangierbahnhof Halt macht, traut sich T.S. auszusteigen und steuert den Hotdog-Stand gegenüber an. Zunächst kommt er jedoch nicht weit. Der Landstreicher, der sich als Zweite Wolke (DOMINIQUE PINON) vorstellt, wirkt freundlich und lädt T.S. in seinen Waggon ein. Er ist begeistert von T.S.’ Namen und erzählt ihm die Fabel vom Spatz und der Kiefer, die dem kleinen Vogel als einziger Baum Schutz bot und zur Belohnung auch im Winter ihre Nadeln behalten darf. Als Naturwissenschaftler hält T.S. die Geschichte für Humbug, aber es tut gut, endlich wieder mit jemandem zu sprechen.
Als er sich seinen Hotdog holt, fällt T.S. eine Zeitung ins Auge. Auf dem Titelblatt prangt seine Vermisstenanzeige. Die beiden Polizisten, die neben T.S. warten, gucken auch schon so komisch. Schnell nimmt er Reißaus.
Aus Land ist Stadt geworden. In Chicago ist für T.S. Endstation. Seinen Koffer schließt er ein, das Wichtigste hat er vorher umsichtig in einen Rucksack gepackt. Die Flucht gelingt trotzdem nur knapp: Ein wütender Eisenbahnpolizist will den kleinen Herumtreiber festnehmen, doch T.S. rennt los und erreicht einen Kanal. In dem Moment öffnet sich die Schleuse, mit einem Hechtsprung schafft es T.S. auf die andere Seite. Dabei bricht er sich allerdings mindestens zwei Rippen, und der kostbare Inhalt seines Rucksacks ist kaputt – auch sein geliebtes Spatzenskelett.
Der gutmütige Trucker Ricky (
Julian Richings) nimmt den schwer angeschlagenen T.S. bis nach Washington mit und setzt ihn sogar am Smithsonian ab. Endlich ist T.S. am Ziel. Miss Jibsen (
Judy Davis) ist natürlich sprachlos, als sie ihren kleinen Preisträger kennenlernt und stellt viele Fragen. Spontan erzählt T.S. ihr, seine Eltern seien tot. Er bereut es sofort.
Das geniale Waisenkind ist eine Sensation. T.S. besteht darauf, seine Ansprache beim großen Galadinner selbst zu halten. Endlich redet er sich das Geheimnis vom Herzen, das ihn schon so lange quält: Sein Bruder Layton hat sich dieses Jahr erschossen, ein schrecklicher Unfall. Layton hatte in der Scheune schießen geübt, T.S. wollte die Schallwellen der Schüsse messen und gibt sich die Schuld an Laytons Tod. Die Wissenschaftler und Mäzene im Saal sind tief gerührt, und die ehrgeizige Miss Jibsen wittert ihre Chance: Damit ist die Sensation endgültig perfekt!
T.S. ist berühmt. Miss Jibsen schleppt ihren "Mozart der Wissenschaft" von einem Fototermin ins nächste Radiostudio. Selbstverständlich hat er versucht, seine Eltern zu erreichen, aber zu Hause auf der Ranch geht niemand ans Telefon. An diesem Abend sitzt T.S. in einer TV-Talkshow. Für seine wissenschaftlichen Erkenntnisse interessiert sich der aalglatte Moderator natürlich kein Stück, nur für seine tragische Familiengeschichte. Als Überraschungsgast präsentiert er – auch für T.S. ein Riesenschock – Dr. Clair, die Mutter des Wunderknaben, die doch angeblich tot ist …
Autor/Bearbeitung: Frank Ehrlacher
Update: 31.01.2019
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