"Die Legende von Beowolf" ist der nächste Schritt der Zemeckis’schen Digitalstrategie. Wieder ließ er gestandenen Hollywood-Größen mit "Motion Capturing"-Bewegungssensoren vorspielen, was auf der Leinwand zum Spektakel werden soll. Doch während beim "Polarexpress" nur vereinzelte IMAX-Kinos eine 3D-Variante des Films zeigten, soll Beowolf nun massenwirksam dreidimensionale Überzeugungsarbeit leisten. Zwar bleibt weiterhin in den meisten Fällen die Leinwand flach – doch immerhin rund 50 Kinos in Deutschland bekommen die 3D-Variante. Vergleichbares hat bisher nur "Disney" mit
"Triff die Robinsons" versucht.
Während Disney allerdings auf ein Kinderpublikum zielte, will Robert Zemeckis mit "Beowolf" die ältere Zielgruppe für die 3D-Technologie begeistern. Die Geschichte des nordischen Sagenhelden Beowolf, der ein Königreich von einem hässlichen Dämonen befreien soll, dabei allerdings einen verhängnisvollen Pakt mit dessen attraktiver Mutter eingeht, ist bewusst erwachsen gehalten. Doch leider werden dabei die Möglichkeiten der Computeranimation weitgehend verschenkt. Schnell fragt man sich, wofür Stars wie
Anthony Hopkins,
John Malkovich oder
Angelina Jolie extra in digitale Wachsfiguren verwandelt werden mussten, wenn sie die meiste Zeit über doch nur in einer schummerigen Holzhalle genauso hölzerne Dialoge vortragen.
Zudem fehlt dem Film ein richtiger Sympathieträger. Titelheld Beowolf (Vorlage:
Ray Winstone) ist ein selbstverliebter Fatzke, der zum Kämpfen nur ein Lederstirnband trägt, um mit perfekt gemeißeltem Arsch und Six-Pack den geölten Pin-Ups aus
"300" Konkurrenz zu machen. Nur einmal blitzt in der ersten Stunde des Films die filmische Dynamik auf, die durch die flexible Computertechnik ermöglicht wird. Das Duell zwischen Beowolf und dem Dämonen Grendel (
Crispin Glover) macht Lust auf mehr – doch darauf muss man lange warten. Immerhin: Der finale Kampf mit einem Drachen liefert dann noch einen spektakulären Showcase. Den insgesamt wenig packenden Film rettet das aber auch nicht mehr.
Überzeugt in der 3D-Version wenigstens Zemeckis’ geliebte Technik? Auch da nur ein Jein. Die neue digitale Projektion ist weit entfernt von den rot-grünen Doppelkonturen der Vergangenheit. Die plastischen Bilder sind knackscharf und kopfschmerzfrei. Allerdings ruinieren die sogenannten Shutter-Brillen die Farbgebung des Films – alles wirkt so, als hätte man im Kino vergessen, die Sonnenbrille abzunehmen. Und: Der 3D-Effekt holt den Zuschauer nicht zwangsläufig direkt ins Filmgeschehen. Bei kleineren Leinwänden hat man in den hinteren Reihen eher das Gefühl umso weiter weg zu sein, je mehr Tiefe die Bilder entwickeln.
Es besteht also durchaus Bedarf für technische Weiterentwicklungen. Allerdings darf sich Zemeckis dafür gerne Zeit lassen, wenn er stattdessen einfach mal wieder einen guten Film dreht.