Der arrivierte Architekt steht unter Schock. Statt zu weinen, lässt er seine hilflose Wut am Hund aus, er muss raus aus dem Haus, kriegt keine Luft mehr, ein Besuch bei der Mutter im Heim, einer Holocaust-Überlebenden, frustriert ihn noch mehr. Während sein Bruder einen Text für die Todesanzeige aufsetzt, verliert der souveräne Mann erstmals die Fassung, lässt glühend heißes Wasser über seine Hand laufen. Ein körperlicher Schmerz, der den seelischen ausschalten soll. Die Ankunft eines Bestattungsoffiziers verschlimmert die Situation mit seinen bürokratischen Details für die Beerdigung, keine Empathie, nur Rituale und sinnlose Hinweise. Fünf Stunden währt der Alptraum. Dann die neue Nachricht, dass es sich um eine Verwechslung handelt und Jonathan lebt und mit seiner Einheit eine Versorgungsstraße überwacht. Ein Fehler im System sorgte für die Falschmeldung. Michael rastet aus, er fordert die sofortige Rückkehr seines Sohnes nach Hause. Die emotionale Anspannung lässt ihn eine Panikattacke erleiden.
Akt 2 spielt in einem surrealen und kafkaesken Ambiente auf einer Straße im Nirgendwo – ein Kamel, eine Schranke, die sich hebt und senkt, ein Wellblechcontainer, vier junge Soldaten, an deren Nerven das quälende Nichtstun zerrt. Einer von ihnen ist Jonathan Feldman (
Yonatan Shiray). Bei einer Schicht tanzt einer seiner Kameraden einen Foxtrot zur Musik aus dem Megaphon, als imaginäre Partnerin dient das Gewehr. Die Ankündigung einer Katastrophe. Der Foxtrot, bei dem der Tänzer trotz aller Schrittvariationen auf der Stelle tritt – ein Symbol für den Nahost-Konflikt – in dem sich nicht viel bewegt. Shooter-Games, fade Witze, Erzählungen von daheim können die Langeweile nicht bannen. Ansonsten Sprachlosigkeit, Schweigen. Das Essen wird lustlos aus Konserven gelöffelt und eine leere Dose durch den Container gerollt, um zu prüfen, wie die Bodenneigung sich täglich ändert, wie lange es wohl dauert, bis alle im Schlamm versinken. Fragen tauchen auf nach Sinn und Ziel des Kampfes gegen das Unbekannte. Die Zeit kriecht im Schneckentempo dahin. Nur wenn sich ein palästinensisches Auto nähert, herrschen Hektik und Betriebsamkeit. Die Insassen werden genau kontrolliert und auch schon mal aus Schikane draußen im strömenden Regen stehen gelassen. Business as usual. Bis eines Abends zwei junge Paare in ausgelassener Stimmung den Checkpoint erreichen. Die Überprüfung bringt keine Verdachtsmomente, doch bevor der Fahrer Gas gibt, rollt ein Gegenstand aus dem Wagen. Eine Granate? Oder doch nur eine harmlose Bierdose? Die Soldaten schießen los. Der aufgestaute Stress entlädt sich in einem Ausbruch von Gewalt. Vier Menschen sind tot. Ein Bagger sorgt dafür, dass es bald so aussieht, als sei nichts geschehen. Ein Oberst schließt den Fall: "Was geschehen ist, ist geschehen". Am nächsten Tag steigt Jonathan Feldman aufgrund der Forderung seines Vaters in ein Versorgungsfahrzeug Richtung Tel Aviv.
Akt 3 konzentriert sich auf die Eltern und die Tochter Alma (
Shira Haas). Michael und Dafna zerbrechen sich den Kopf, was aus ihrer Liebe und ihren einstigen T räumen geworden ist in einem Land der permanenten Unsicherheit und Bedrohung von außen. Obgleich vom Krieg traumatisiert, funktioniert Michael vordergründig. Er gehört zur zweiten Generation der Holocaust-Überlebenden, der eingetrichtert wurde, sich nie zu beklagen, da nichts so furchtbar sein kann wie die Erfahrung der Eltern. Dafna bricht seine harte Schale auf, konfrontiert ihn mit seiner Schwäche und Scham, bittet ihn eindringlich, sich und sein Geheimnis zu offenbaren. Michael zeigt seine inneren vom Krieg geschlagenen Wunden, die nie heilen und weiter bluten werden, sein Schuldgefühl und seine Verzweiflung, seine tiefe Trauer. Und wie Jonathan tanzt er den Foxtrot: zwei Schritte vorwärts, einen seitwärts und Schluss, dann das Ganze rückwärts. Michaels bitteres Résumé: "Egal, wo du hingehst, du landest immer am selben Ausgangspunkt". So gibt es kein Glück und keine Erlösung, keine Befreiung von der Vergangenheit. Nur ein bisschen Hoffnung. Und die aber auch nur vielleicht...