Giulio Andreotti (
Toni Servillo) alias "Il divo" berühren diese Morde nicht. Der Christdemokrat beginnt am 17. April 1991 seine siebte Regierungszeit. Seine Parteifreunde ähneln einer Gangsterbande und er scheint der Boss zu sein. Durch sein persönliches "Sündenregister-Archiv" bringt er alle zum Schweigen. Seine Amtszeit endet schon ein Jahr später. Aber keiner ist überrascht. Es war abzusehen.
In der nächsten Regierung möchte Andreotti Präsident der Republik werden. Aber der Wind dreht sich. Andreottis Mann in Sizilien wird ermordet, ein anderer wendet sich ab. Wichtige Stimmen scheinen verloren. Und ein weiteres Ereignis durchkreuzt endgültig seinen Plan: der Mordanschlag der Mafia auf den Staatsanwalt Giovanni Falcone. Der erfolgreiche Mafiajäger wird durch eine Autobombe getötet – ausgerechnet zum Zeitpunkt der Wahlen am 23. März 1992. Konnte vor dessen Tod tagelang in mehreren Wahlgängen keine Mehrheit erzielt werden, verabreden die Abgeordneten daraufhin, Oscar Luigi Scalfaro zum Präsidenten der Republik zu machen. Das ist der Anfang vom Ende der politischen Karriere von Giulio Andreotti.
Kurz darauf wird Toto Riina, der "Boss der Bosse" verhaftet, woraufhin viele Mafiosi beginnen auszupacken. Durch ihre Aussagen ergeben sich komplexe Zusammenhänge zwischen der Mafia und Andreotti. Die Situation spitzt sich zu. Frei von Regierungsaufgaben steht Andreotti im Blitzlicht-Gewitter der Presse. Stand Andreotti wirklich in Verbindung zur Mafia? Hat er sich wirklich Mino Pecorelli vom Hals schaffen lassen? Ausgerechnet den Journalisten, der über angebliche Schmiergeldaffären des Politikers berichten wollte und die geheimen Aufzeichnungen Aldo Moros (
Paolo Graziosi) kannte, die Andreotti schwer belasteten. Was hat er mit dem Tod von Dalla Chiesa zu tun, der sich nicht davon abbringen ließ, gegen die Mafia vorzugehen?Was ist mit den "politischen" Morden dieser Zeit?
An Andreotti prallen alle Verdachtsmomente ab. Er ist fest entschlossen, sich zu verteidigen. Denn sein Erfolg hat ein Geheimnis: seine Verschwiegenheit. Um politisch zu überleben darf man keine Spuren hinterlassen – und manche Dinge nicht einmal sich selbst eingestehen. Die einzige Politaffäre, die ihm nicht aus dem Kopf geht, ist der Fall Moro. Aldo Moro, Präsident der DC, wird 55 Tage nach seiner Entführung am 9. März 1978 durch die Roten Brigaden erschossen. Ein Mann, der sehr wohl Spuren hinterlässt. Und anklagt. Immer wieder denkt Andreotti an die moralischen Vorwürfe des Parteifreundes, von denen ihn keiner befreit. Sein Gesicht, seine Stimme gehen ihm nicht aus dem Sinn: "Mein Blut wird über euch kommen."
Die Prophezeiung Moros holt ihn Anfang der neunziger Jahre ein. Nach unzähligen Versuchen, die parlamentarische Immunität von Giulio Andreotti aufheben zu lassen, wird dem Antrag endlich stattgegeben. Gegen ihn werden Ermittlungsverfahren eingeleitet und Klagen erhoben. Sein Name wird mit fast allen Skandalen der Nachkriegsära in Verbindung gebracht. Immer wieder beteuert er, nichts mit der Mafia zu tun zu haben. Und beschwert sich, dass man Kriminellen glaube…