Menschen gehen in die Kirche, Menschen sitzen alleine in der Kirchenbank, Menschen beten zu Jesus, der ihnen alles ist: Vater und Freund, Heiland und Retter, Wegweiser und Klagemauer, Redender, Schweigender, Liebender.
Da ist zum Beispiel ein Student, der gegen den Willen seiner Eltern täglich die Messe besucht, seine ganze Freizeit in der Pfarre verbringt und der Jesus einfach alles erzählt und alles bereut: erotische Phantasien wie Heldenträume. Da ist eine Mutter von zwei Kindern, die genauso viel Zeit in der Kirche verbringt wie zu Hause, wo sie seit Jahren ihren gelähmten Mann pflegt. Innig bittet sie Jesus, dass er ihren Mann, einen Moslem, heilen möge. Der wiederum sieht in seiner Krankheit die Gottesstrafe dafür, dass er eine Christin geheiratet hat.
Oder die pensionierte Chemielehrerin, die von ihrem Lebensgefährten mit einer anderen Frau betrogen wird. Sie sinnt im Gebet nach Rache. Aber ist Rache nicht Sünde? Wie viele andere kommt sie in die Kirche und klagt, kollaboriert, sinniert, bekennt, grübelt und bittet Jesus, er möge ihr verzeihen. Ulrich Seidls Film zeigt sechs fragmentarische Porträts von Gläubigen, die ganz persönlich mit Jesus sprechen.
Autor/Bearbeitung: Frank Ehrlacher
Update: 31.01.2019
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