Mit Musicals ist das ja meistens so eine Sache: Man mag sie, oder man mag sie nicht. Und wer eine Abneigung dagegen hat, für den die Exclusivinfo: Finger weg von "Les Miserables". Denn hier hat etwas funktioniert, was es nicht allzu häufig im Kino gibt: Die Geschichte wird wie im Musical zu 95 Prozent gnadenlos gesungen - wer das nicht verkraftet, hat verloren.
Auch dass die musikalische Umsetzung von Victor Hugos Meisterwerk "Die Elenden" aus einer relativ überschaubaren Zahl einzelner Motive besteht, die immer wieder während des Musicals auftauchen, das könnte dem ein oder anderen zu schaffen machen. Genau das ist aber auch der Zauber von "Les Miserables". Wer schon einmal mit dem Musical in Berührung gekommen ist, dem sei gesagt: es könnte unruhig werden im Kino. Vielleicht schmeißt nämlich der Sitznachbar mit Popcorn, falls man irgendwann dem sehr naheliegenden Impuls, mitzusingen, nicht mehr widerstehen kann. Darüber hinaus kommt die Kinoversion von "Les Miserables" mit einem Casting daher, für das mancher Regisseur vermutlich morden würde.
Dass
Hugh Jackman kein schlechter Sänger ist, weiß vermutlich jeder, der 2009 einen Blick auf dessen Show zu den Oscars werfen konnte. Dass er bereits in großen Broadway-Hits wie "Sunset Boulevard", "Oklahoma!" oder "Die Schöne und das Biest" auftrat, dürfte sich weniger rumgesprochen haben. Umso interessanter ist es, dass weniger Jackmans Gesangskünste als seine Performance als Schauspieler sind, die der Verfilmung des Musicals „Les Miserables“ so besonders machen.
Dass Schauspieler sich für eine Rolle Kilos runterhungern ist kaum etwas Besonderes. Wie eindrucksvoll es aber sein kann, wenn es Künstlern völlig egal ist, wie sie rüberkommen, solange es der Rolle gut tut, wissen wir seit
Charlize Therons Einsatz in
"Monster". Jackman sieht das offenbar genauso und spielt sich in "Les Miserables" unter schwierigsten Bedingungen die Seele aus dem Leib.
Sicher hilfreich, dass der Mann über genug Broadway-Erfahrung verfügt. Aber Regisseur Tom Hoopers Entscheidung, seine Stars vor laufender Kamera live singen zu lassen, zahlt sich nicht nur in Jackmans Fall aus. Auch
Anne Hathaway, die Jackman schon bei seinen Oscar-Einlagen unterstützen durfte, hat eine Wirkung, dass die Linse platzt. Vor allem eine etwa 4 Minuten lange, ungeschnittene Kamerafahrt von Hathaway während "I Dreamed A Dream" ist - die abgedroschene Wortdrechselei sei ausnahmsweise erlaubt: ein Traum!
Bester Sänger des Ensembles ist zwar wohl
Eddie Redmayne, allerdings muss man schon sehr auf ausgeprägte Tenorstimmen stehen, um seinen doch sehr gefühlsduseligen Marius mehr zu mögen als Jackman und Hathaway. Eine wahre Entdeckung ist dagegen
Samantha Barks als Éponine. Ihre Präsenz vor der Kamera würde wohl kaum jemanden vermuten lassen, dass "Les Miserables" ihr Kinodebüt ist.
Durchaus überraschend ist die Leistung von Haudegen
Russell Crowe. Dem merkt man zwar zwischendurch an, dass er sich so sehr aufs Tönetreffen konzentriert, dass ihm die Mimik schon mal egal ist. Aber immerhin: er singt die Songs sauber (ääähm…runter) und macht sich dadurch nicht zum Affen. Sehr gewöhnungsbedürftig dagegen:
Amanda Seyfried. Bei ihrem Geträller als Valjeans Ziehtochter und Marius‘ Augenstern Cosette dürfte der ein oder andere im Kino froh sein, dass die Getränke in Plastikbechern und nicht in Gläsern ausgeschenkt werden.
Das alles tut der bombastischen Inszenierung aber keinen Abbruch - nicht mal die - oft nervige, ewig gleiche –
Helena Bonham Carter kann verhindern, dass Hooper ein durchaus monumentales Werk gelungen ist. Die gigantischen, düsteren Kulissen setzen ein großes Werk der Literatur in einem perfekten Licht neu in Szene. Stellenweise reißt das so mit, dass selbst den ach so hartgesottenen Filmkritikern im Kino hemmungslos die Tränchen kullerten.
Einer der wohl angenehmsten Randeffekte: So eine Kinokarte ist deutlich billiger als das Musicaltheater - und eine so prominente Besetzung wird es da wohl auch nicht geben...
Die Redaktions-Wertung: | | 85 % |
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| - Beste Nebendarstellerin: Anne Hathaway
- Maske: Lisa Westcott, Julie Dartnell
- Ton: Andy Nelson, Mark Paterson, Simon Hayes
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Autor/Bearbeitung: Simone von der Forst
Update: 31.01.2019
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