"Achtung: Dieser Film macht Ihnen Spaß, wenn Sie Mitte bis Ende der 1980er-Jahre Ihr Abitur in Westdeutschland gemacht haben und möglichst in dieser Zeit einmal einen (Klassen)-Ausflug nach Berlin gemacht haben. " So etwa könnte man für den Film "Liegen lernen" werben. Es ist ein liebevoller, detailverliebter Blick zurück in 1980er-Jahre, den man am besten genießen kann, wenn man die Zeit erlebt hat.
Helmut (
Fabian Busch) hat diese Zeit in vollen Zügen erlebt und meistens auch genossen. Jetzt ist er Anfang 30 und steht an der Schwelle zum wirklichen Erwachsenwerden. Seine Freundin Tina (
Birgit Minichmayr) macht ihm unmissverständlich klar: entweder entscheidet er sich jetzt für sie oder es ist aus. Doch bevor Helmut sich entschiedet, muss er mit sich ins Reine kommen.
Denn da ist immer noch Britta (
Susanne Bormann), seine erste große Liebe. Er lernt sie 1982 kennen, denn sie ist "die Neue" an Helmuts Schule. Sie hat langes blondes Haar und eine knallharte Meinung, wenn es um Politik geht. Als sie sich zur Wahl der Schülersprecherin stellt, hält sie eine flammende Rede gegen den NATO-Doppelbeschluss, die Stationierung von Cruise Missiies und Pershing II-Raketen, gegen Umweltverschmutzung, Kernenergie und sauren Regen. Weihnachten hat Helmut es dann geschafft, sei schlafen sie miteinander. Doch Britta hat schlechte Neuigkeiten: Sie wird für ein Jahr zu ihrem Vater nach San Francisco ziehen...
Vier Jahre später. Britta hat nie auf seine vielen Briefe geantwortet. Helmut studiert inzwischen Deutsch, Geschichte und Politik. Britta ist nicht zu ihm zurück gekommen. Dafür trifft er eine andere ehemalige Mitschülerin wieder, Gisela (
Fritzi Haberlandt). An ihrem ersten Abend geht er mit ihr in ihre WG - und zieht dort gleich gar nicht mehr aus. Neben seinem Studium jobbt er als Parkwächter, was so langweilig ist, dass er tatsächlich ernsthaft zu studieren beginnt. Gisela liebt Helmut ganz offensichtlich. Aber liebt Helmut auch Gisela? Er beginnt eine reine Sex-Affäre mit Giselas Mitbewohnerin Barbara (
Sophie Rois), was so lange gut geht, bis Gisela die beiden eines Tages im Bett überrascht. Helmut muss aus der WG ausziehen und seine Odyssee durch die Frauenwelt nimmt ihren Lauf.
Auch bei seiner nächsten Freundin Gloria (
Anka Lea Sarstedt) leistet Helmut nicht viel Widerstand. Die beiden lernen sich kennen, als sie ihren Parkschein mit einem Fünfhunderter bezahlen will und Helmut spontan auf einen Kaffee einlädt. Gloria ist 41 und Sportreporterin, fährt einen flotten Sportwagen, trinkt Cognac noch vorm Mittagessen und ist so gar nicht die Freundin, die sich Helmuts Eltern für ihren Sohn vorstellen.
Ende der 1980er Jahre. Eine Stimmung, in der man dachte, Geschichte sei gemacht. Als würde nichts mehr passieren. Doch dann fällt die Mauer. Helmut trifft seinen alten Kumpel Mücke (
Florian Lukas) in Berlin wieder, der Erinnerungen an Britta weckt. In einem Berliner Club trifft er Britta endlich wieder - doch das Wiedersehen verläuft ganz anders als erwartet. Sie hat sich verändert und kann sich nicht einmal mehr an den Ring erinnern, den er ihr vor vielen Jahren, als sie das erste Mal miteinander geschlafen haben, geschenkt hat. Es stellt sich heraus, dass Helmut nicht der einzige war, der damals was mit Britta hatte ...
"Liegen lernen" ist wie ein Wiedersehen mit alten Freunden. Jeder Mann kennt so eine Britta, denn sie gab es an jeder Schule und jeder wollte mit ihr gehen. Und jede Frau kennt so einen Helmut, denn den gab es auch. Eher unauffällig im Hintergrund und der beste Freund und Kumpel - und manchmal mehr. Und nicht nur das kennt man.
Mit viel Liebe zum Detail wird die damalige Zeit zurückgeholt. Ob es nun der Verschluss einer Fantadose oder alte Kakaoverpackungen sind, wer seine Jugend in den 1980er-Jahren verbracht hat, wird immer wieder glucksend und mitstrahlenden Augen auf Kleinigkeiten zeigen, die so nebenbei auf der Leinwand zu sehen sind. Auch das unangenehme Gefühl beim Grenzübertritt von West- nach Ostberlin wird realistisch eingefangen. "Liegen lernen" kommt ganz unspektakulär daher und ist doch ein großartiger Film. Wer allerdings die 1980er-Jahre nicht miterlebt hat, für den wird der Film allenfalls nett sein.
Die Redaktions-Wertung: | | 80 % |
Autor/Bearbeitung: Andreas Haaß
Update: 31.01.2019
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