London, eine ganze Weile vor unserer Zeit: Das Pfund ist noch ein Pfund wert und das Gasthaus an der Themse kein überteuerter Sushi-Japaner. Es gibt bisher weder Yogaschulen noch Ökoläden in Notting Hill. Selbst die Queen schaut nicht so vergrätzt drein wie heute, sondern lächelt heiter, wie auf den Teetassen in den Andenkenläden. Dabei ist das Leben echt gefährlich: Denn während der Nebel durch die Gassen der Metropole wabert, lauern dort schwere Jungs ihren Opfern auf. Wenn sie sich nicht gerade mit leichten Mädchen in düsteren Spelunken vergnügen, in denen es übrigens mindestens genauso neblig ist wie draußen. Ein Rauchverbot in Pubs ist schließlich noch fern. Kurz: Man könnte meinen, es sei das London des Edgar Wallace. Aber der hat mit diesem Film gar nichts zu tun. Oder etwa doch?
Ganz sicher aber ist es das London von Inspector Very Long (
Bastian Pastewka) und Chiefinspector Even Longer (
Oliver Kalkofe). Und das ist auch gut so. Ohne sie nämlich gäbe es in der Stadt vermutlich jede Menge Hexer, Zinker und Grüne Bogenschützen. So aber ist alles halb so schlimm, auch wenn das schon schlimm genug ist. Es ist eben alles relativ. Jedenfalls: Seit die beiden Superhelden von Scotland Yard vor drei Jahren den WiXXer zur Strecke brachten, gibt sich der Adel hinter efeubewachsenen Mauern wieder etwas entspannter dem süßen Nichtstun hin. Brave Bürger fahren ganz angstfrei auf der falschen Seite Auto. Und selbst der kleine David Beckham mag endlich wieder raus zum Fußballspielen. Statt sich im Kinderzimmer zu verkriechen und Barbiepuppen zu frisieren.
Doch das Idyll ist trügerisch! Und es findet sein jähes Ende als Very Long und Even Longer eine grausame Botschaft erhalten: Es gibt Neues vom WiXXer! Genaugenommen eine Todesliste, auf der sich einige ihnen wohlbekannte Namen finden. Der von Inspector Very Long beispielsweise, was für sich genommen schon ein dicker Hund wäre. Gäbe es da nicht noch einen wesentlich dickeren: Auch dem jungen Leben der schönen Victoria Dickham (
Christiane Paul) droht der neue WiXXer ein vorzeitiges Ende zu setzen. Und das geht nun wirklich gar nicht! Denn Victoria ist nicht nur die Tochter von Lord Dickham (
Joachim Fuchsberger), dem legendären Ex-Chef von Scotland Yard, sondern auch die Frau, an die Even Longer sein großes Herz verloren hat.
Nicht, dass er es im Moment so dringend bräuchte. Viel nützlicher sind in dieser dramatischen Situation kriminalistischer Scharfsinn, Kombinationsgabe – und natürlich Mut. Denn der WiXXer beweist Long und Longer schnell, dass seine Todesliste kein dummer Scherz ist. Der scharfe Eddie (
Martin Semmelrogge) – ein windiger Informant aus der Ganovenszene – beisst ins Gras, als er den Inspectoren den entscheidenden Hinweis zur Identität des WiXXers geben will. Und nur Momente später fliegen auch ihnen mehr Pfeile um die Ohren, als die Apachen je auf John Wayne abgeschossen haben. Spätestens jetzt wissen unsere beiden Helden: Es geht um Leben und Tod. Und der neue WiXXer ist garantiert ein Anderer, als alle vermuten. Sie übrigens inbegriffen.
Um wenigstens das zu verstehen müssen Even Longer und Very Long unter anderem folgende Fragen klären: Strebt der Irrenarzt Alfons Hatler (
Christoph Maria Herbst) nach der Weltherrschaft? Oder doch nur nach einer Gesangskarriere in Las Vegas? Ist Schwester Lucipha (
Judy Winter) eine schwarze Äbtissin, oder guckt sie einfach nur böse? Weiß Evens Bruder Much Longer (
Christian Tramitz) ausnahmsweise einmal mehr als gar nichts? Und: Sollte sich ein Gentleman den Rücken enthaaren lassen? Das ist deutlich mehr, als man in 90 atemberaubenden Minuten klären kann...
Die Lage ist ernst, die Zeit wird knapp! Nur 24 Stunden bleiben Longer und Long, den WiXXer zu enttarnen, weshalb sie sich auch ohne längere Teepause an die Arbeit machen. Gewohnt rat- und tatenlos zur Seite steht ihnen dabei ihr Chef Sir John (
Wolfgang Völz). Und natürlich der kluge Yard-Pathologe Dr. Brinkman (
Oliver Welke), der aber meist andersweitig beschäftigt ist. Ihre Jagd gestaltet sich wie die berüchtigte Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Nur sehr viel schwieriger...
Willkommen in der bunten... nein, pardon, der bis 1967 schwarz-weißen Welt von Edgar Wallace. Man merkt diesem Film einfach an, dass seine Macher - und allen voran Bastian Pastewka - die Originalfilme kennen und lieben, ohne sie zum unantastbaren Heiligtum erklärt zu haben. Und doch ist es für den Zuschauer dieser Persiflage nicht zwingend notwendig, die berühmten Filme der 1960er Jahre gesehen zu haben - es garantiert ihnen aber den ein oder anderen Lacher mehr, z.B. wenn ein Verdächtiger in der "Flickenschildt Street" wohnt. Für alle anderen ist "Neues vom Wixxer" eine Krimikomödie mit großartigen Schauspielern (ergreifend das Wiedersehen mit "Blacky" Fuchsberger oder auch Wolfgang Völz), witzigen Dialogen und guter Situationskomik und vor allem großartigen Einfällen (wie der Werbeblock mitten im Film und die Werbung mit
Roger Willemsen ... über die an dieser Stelle einfach rein gar nichts weiteres verraten werden soll). Man könnte ausrufen: "Gut gewixxt - weiter so..."
Die Redaktions-Wertung: | | 90 % |
Autor/Bearbeitung: Frank Ehrlacher
Update: 31.01.2019
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