Zehn Jahre später ist der Marquis immer noch ein Gefangener. Mittlerweile ist er auf unbefristete Zeit im Irrenhaus von Charenton inhaftiert, wo er in einer edlen Zwei-Zimmer-Zelle, umgeben von Verrückten residiert und unter der Aufsicht des liberalen und fortschrittlich denkenden Abbe Coulmier (
Joaquin Phoenix) zahlreiche Privilegien genießt. Der Marquis hat seine Bücher und eine beachtliche Sammlung erotischer Kunstgegenstände um sich - und er hat das Glück, seine ausschweifende Fantasie und unendliche Wut auf die gesamte Menschheit festhalten zu dürfen: Der Marquis de Sade hat in seinen Gemächern Zugriff auf Federkiele, Tinte und Papier.
Was der Abbe nicht weiß: Längst hat Sade Wege gefunden, seine Schriften an die Außenwelt zu tragen. Die Magd Madeleine (
Kate Winslet) schmuggelt die Schriftstücke ihres Lieblingsinsassen täglich mit der Schmutzwäsche aus dem Sanatorium und übergibt sie am Tor einem Reiter, der sie zu Sades Verleger bringt. Dort ist man freudig erregt: Mit der neuesten Lieferung ist Sades Roman "Justine" fertiggestellt. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Kunde von dem ausschweifenden Werk auf den Straßen von Paris. Auch die des Lesens Unkundigen müssen nicht darauf verzichten: An fast jeder Straßenecke findet sich jemand, der aus dem Roman vorliest. Man ist angenehm schockiert - fasziniert und abgestoßen.
"Justine" ist so populär, dass selbst Napoleon Bonaparte auf das Schriftwerk aufmerksam wird. Er ist nicht begeistert von diesem Affront gegen die Gesellschaft, befürchtet den moralischen Untergang der Nation und ordnet die Hinrichtung des nur als anonym bekannten Autoren an. Seine Berater wissen eine bessere Lösung: Man ist sich sicher, dass "Justine" vom Marquis de Sade verfasst wurde. Nun will man ihn mit Hilfe eines anerkannten Psychiaters zur Räson bringen: Dr. Royer-Collard (
Michael Caine) ist bekannt für seine besonders barbarischen Methoden. Der grausame Doktor nimmt die Herausforderung an, den unbezähmbaren Marquis de Sade zu zügeln. Der Abbe ist entsetzt, als er von der Berufung Royer-Collards erfährt. Doch kein noch so leidenschaftlich vorgetragenes Argument Coulmiers kann Sade überzeugen, es nicht auf ein Willensduell mit dem Doktor ankommen zu lassen...
Man kann Geschichte auch interessant erzählen - selbst dann, wenn die Geschichten dahinter, nicht sonderlich fesselnd sind. So geht es bei "Quills" auch weniger darum, was der Marquis de Sade macht, nicht, um besondere Ereignisse in oder aus seinem Leben - es geht einfach um diese geschichtliche Person und seinen Einfluss auf bestimmte Zeiten. Und all das wird - auch dank einer hochkarätigen Besetzung - spannend und durchweg fesselnd präsentiert. Für Hauptdarsteller Geoffrey Rush, die Kostüme und die Ausstattung gab es auch "OSCAR"-Nominierungen.