Superman und Batman haben eine Erklärung dagegen nicht mehr nötig. Die Vorgeschichte des fliegenden Herrn vom Planeten Krypton (zum zweiten Mal
Henry Cavill) wurde erst in besagtem "Man Of Steel" zum x-ten Mal erzählt. Und um das Publikum daran zu erinnern, dass auch der neue Batman (
Ben Affleck löst
Christian Bale ab) als Kind seine Eltern verloren hat und dann in eine Fledermaus-Höhle geplumpst ist, reicht diesmal der Vorspann. Gähn. Doch dann zieht "Batman V Superman" vor allem die Kenner des Vorgängerfilms mit einem genialen Kniff ins Geschehen, der eine entscheidende Szene aus "Man Of Steel" aus anderer Perspektive zeigt und so auch gleich die Ursache für den Konflikt zwischen den beiden Helden erklärt. Gut oder böse liegt halt immer im Auge des Betrachters – grundsätzlich kein dummer Gedanke.
Tatsächlich schafft es Regisseur Zack Snyder, der ja nicht wirklich als Garant für übermäßig intelligentes Popcorn-Kino gilt, hier über weite Strecken einen klugen, rasanten, herausfordernden Blockbuster abzuliefern, der mehr von Snyders cleverem
"Watchmen"-Sittengemälde als seiner tumben
"300"-Schlachtplatte hat (um mal im Oeuvre der bisherigen Comicverfilmungen des Regisseurs zu bleiben). Snyder wechselt nicht nur beherzt zwischen den beiden Titelhelden hin und her, sondern gibt auch einer üppigen Schar an Nebenfiguren Raum:
Jeremy Irons darf Batmans Helfer Alfred diesmal als coolen Technikbastler ganz ohne Butler-Attitüde anlegen,
Jesse Eisenberg spielt als Geschäftsmann Lex Luthor einfach nochmal seine Mark-Zuckerberg-Paraderolle nur ein bisschen irrer, das israelische Model
Gal Gadot gibt eine Wonder Woman mit Sexappeal und geheimnisvoller Aura, und Amy Adams bekommt als Superman-Flamme Lois Lane überraschend viel Screentime, um wahlweise staunend nach oben zu schauen oder schreiend nach unten zu stürzen. Auch okay. Was die Hauptdarsteller angeht: Henry Cavill gehörte ja schon in "Man Of Steel" zu den wenigen "Dingen", an denen es nicht viel zu meckern gab. Und auch Ben Affleck, der von einigen Fans als neuer Batman vorab misstrauisch beäugt wurde, macht seine Sache unspektakulär ordentlich – so wie sich das für einen leicht angegrauten Superhelden gehört, der der Welt nichts mehr vormachen muss, aber auch morgen noch kraftvoll zulangen kann.
Ja, dieses neue DC-Kinouniversum ist auf einem guten Weg. Lebendig, atmosphärisch und sich selbst ernst genug nehmend, um düster und spannend zu sein – sich aber gleichzeitig auch nicht zu schade für die eine oder andere computeranimierte Albernheit, wie sie in eine Comicverfilmungen nun mal gehört. Dass ausgerechnet der titelgebende Schwanzvergleich zwischen Batman und Superman nicht unbedingt das ist, was am Ende dieser wuchtigen zweieinhalb Stunden als einprägsamstes Erlebnis hängen bleibt, ist da eigentlich egal. Das muss Marvel’s "Captain America V Iron Man" (aka "The First Avenger: Civil War") erst mal besser machen.
Fazit: Gelungenes Duell der Superhelden, das Lust auf mehr "DC Extended Universe" macht.