Nach dem direkten Rufmord also auch noch ein indirekter Mord - davon ist Silk in seinem Schmerz überzeugt und sucht den zurückgezogen lebenden Autor Nathan Zuckerman (
Gary Sinise) auf, um ihn als Ghostwriter und Chronisten für ein Buch über sein Leben zu gewinnen. Ihre Vorliebe für Jazz und das gemeinsam besser zu ertragende Gefühl, vom Leben enttäuscht worden zu sein, macht die beiden Männer zu Freunden. Und ganz so, wie sich Zuckerman von Silks Impulsivität anstecken lässt, braucht der alte Professor einen verständnisvollen Zuhörer, um seine Wut über das erlittene Unrecht mit jemandem zu teilen ...
Fast beiläufig erzählt Silk zunächst, dass er eine Beziehung mit einer jüngeren Frau begonnen habe: mit der College-Putzfrau und Melkerin Faunia Farley (
Nicole Kidman). Kritik an dieser potenziell verhängnisvollen Affäre lässt Silk nicht gelten. "Sie ist weder meine erste noch größte Liebe", so Silk, "doch mit Sicherheit ist sie die letzte Liebe meines Lebens." Sein emotionales wie auch erotisches Erwachen sorgt zunehmend für Veränderungen in Silks Persönlichkeit und lässt ihn kompromisslos zu der jungen Frau stehen, die nicht nur selbstzerstörerisches Verhalten und Angst vor Nähe an den Tag legt, sondern auch von ihrem psychisch schwer kranken Ex-Ehemann (
Ed Harris) bedroht zu werden scheint ...
Silk fühlt sich durch die Ereignisse der Gegenwart mehr und mehr dazu gezwungen, in seine eigene Vergangenheit zu tauchen und lang zurückliegende Entscheidungen einer neuerlichen Prüfung zu unterziehen. Wir erfahren, dass Silk keineswegs jüdischer Abstammung ist, sondern mit heller Hautfarbe als Sohn afro-amerikanischer Eltern zur Welt kam. Doch nachdem er als junger Mann (
Wentworth Miller) im schwarzenfeindlichen Klima der Nachkriegszeit aufwuchs und durch die Unvereinbarkeit ethnischer Kulturen seine große Jugendliebe Steena (
Jacinda Barrett) verlor, wechselte Silk seine Identität radikal, brach den Kontakt zu seinen Eltern ab und gab sich seither als Weißer aus - ohne jemals wieder über diese Wahrheit mit einem Menschen zu sprechen.
Während Silk durch die Konfrontation mit persönlichen Dämonen allmählich innere Ruhe findet und bald zum Übermut neigt, wenn er etwa die Auseinandersetzung mit dem unzurechnungsfähigen Ex-Mann seiner jungen Freundin sucht, wagt auch die irrlichternde Faunia, ihre Wunden aufzudecken. Sie verarbeitet zögerlich ihre Lebensmüdigkeit und den Verlust ihrer Kinder, spricht von Geilheit und Gewalt und lässt Silk immer mehr an sich heran. Was als Amour Fou begann, weicht einer wahrhaftigen Beziehung zweier Gezeichneter, die vielleicht mit ihren Fehlern der Vergangenheit leben können, während sie die Gefahren der Gegenwart tragisch unterschätzen ...