Bilder werden abgehängt, Besteck wird in Cellophanfolie eingewickelt und ein Kastenwagen wird mit Geräten und Kartons gefüllt. Es ist das Jahr 2009 und wir sind im "El Builli", dem wohl berühmtesten Restaurant der Welt. Und noch schließt es im halbjährlichen Turnus, damit Ferran Adrià, Oriol Castro und Eduard Xatruch sich in den Wintermonaten nach Barcelona in ihre Versuchsküche zurückziehen können, um das neue Menü für die nächste Saison zu kreieren.
"Kreativ sein, bedeutet nicht zu kopieren", so formulierte es Meisterkoch Jacques Maximin einst, und dieses Motto bestimmt seit jeher den Alltag von Ferran Adrià und seinem Team. Der Film "El Bulli– Cooking In Progress" ist die Beobachtung einer Suche nach neuen Geschmackserlebnissen – von den ersten Experimenten bis zur Premiere der fertigen Gerichte. Doch bis dahin wird so manche Zutat völlig neu betrachtet. Was kann man der Süßkartoffel noch Neues entlocken? Systematisch werden Geschmack und Textur analysiert: es wird vakuumiert, sphärifiziert, gefriergetrocknet und gekocht, gebraten, frittiert und gedämpft. Dann schmecken, auf Ideen kommen, diskutieren und schließlich alle Ergebnisse, gute wie schlechte, ausführlich dokumentieren – mit dem Laptop neben dem Schneebesen.
Forschen heißt eben genau hinsehen, die Grundlagen verstehen. Und Forschen bedeutet Arbeit, manchmal bis zur Erschöpfung. Im Sommer dann ändert sich alles. Innerhalb von kürzester Zeit muss das Restaurant in Betrieb genommen werden und dies mit einer Brigade von 35 neuen Köchen aus aller Welt, die dort an der katalanischen Costa Brava kulinarisches Neuland betreten. Nicht jeder ist natürlich gleich am richtigen Platz und der bis jetzt so besonnene Oriol muss das ein oder andere Mal die Stimme erheben, bis jeder seinen Posten findet und wie das Rädchen im Uhrwerk funktioniert. Ferran Adrià gibt derweil den neuen Gerichten den letzten Schliff, die schon am Eröffnungsabend zusätzlich zum Vorjahresmenü serviert werden sollen. Jetzt müssen Entscheidungen getroffen werden: Wie sollen die Gerichte aussehen, wie serviert werden und vor allem in welcher Reihenfolge? Welche Füllung erhält die Ravioli, deren Pasta sich scheinbar in Nichts auflöst, sobald man sie in Wasser taucht? Und wohin mit den feinen Eissplittern – zu den winzigen Mandarinen oder zum in Haselnussöl vakuumierten Champignon?
Beim Eröffnungsabend selbst kommt es zu einer ebenso kuriosen wie simplen Premiere: Es wird ein Cocktail serviert, der nur aus Wasser, Haselnussöl und Salz besteht. Eduard Xatruch experimentierte damit bereits in der Versuchsküche und Adrià überzeugte das einfache Prinzip und das vom Öl ausgelöste seidige Mundgefühl. "Und was gab es im EL BULLI?" fragt Ferran scherzhaft bei einem Kurs, den er vor den neuen Köchen hält. Und antwortet sogleich selbst: "Wasser!" Große Ideen sind meist einfach und autonom, sie entziehen sich dem Vertrauten und Bekannten. Das EL BULLI sei komplex und einfach zugleich, sagt Adrià. Manchmal überrascht er seine Gäste mit entwaffnender Simplizität, um dann im nächsten Gang ihre Augen und Zungen mit den ausgefallensten und aufwändigsten Gerichten zu verblüffen.
Am 30 Juli 2011 schoss das EL BULLI für zwei Jahre: Sein Meister, Ferran Adrià, möchte mit seinem Team die nächsten zwei Jahre ganz der Kreation widmen und seine Bewunderer mit noch mehr spektakulären Erfindungen überraschen....
Autor/Bearbeitung: Frank Ehrlacher
Update: 31.01.2019
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