Ein Kunstgriff, dessen sich auch Algys bester Freund und Rivale in Wortduellen bedient: John "Jack" Worthing (
Colin Firth) wurde einst als Findelkind im Bahnhof Victoria Station aufgelesen und widmet nun sein Erwachsenendasein der Aufsicht über die Großtochter des Mannes, der ihn einst adoptierte. Doch obwohl besagte Cecily Cardew (
Reese Witherspoon) ein ganz reizendes Mädchen ist, muss auch Jack mitunter vor seinen Pflichten flüchten und hat dafür einen Bruder namens Ernst erfunden, der bequemerweise im pulsierenden London lebt. Kurzum: Jack pflegt sich regelmäßig vom Landleben in die Metropole zu verabschieden, wo er sich nicht nur als Ernst ausgibt, sondern auch noch der Cousine seines Kumpans Algy seine Aufwartung macht. Bei Jacks Herzdame handelt es sich um die ebenso smarte wie rebellische Gwendolen Fairfax (
Frances O'Connor).
Doch obwohl sie Jacks Gefühle durchaus erwidert, wird den Liebenden das Leben schwer gemacht durch Gwendolens mächtige Mutter Lady Bracknell (
Judi Dench), die mit dem Heben einer Augenbraue Londons feine Gesellschaft zum Zittern bringen kann und es kaum zulassen wird, dass ihre Tochter mit einem Mann ein Verhältnis eingeht, der als Baby in einem Paket gefunden wurde. Und als ob dieses Hindernis nicht gewaltig genug wäre, droht Jack zunehmend auch Opfer seiner eigenen Notlügen zu werden - denn Gwendolen hat es sich nun mal in den hübschen Kopf gesetzt, einen Mann zu lieben, der auf den respektablen Namen Ernst hört, was ihr Etikettenschwindler Jack alias Ernst schwerlich ausreden mag. Im Folgenden findet das Dilemma um vertauschte Identitäten, soziale Schranken und geschliffene Worte bei der Wahl der Waffen seine Fortsetzung, als Jack zurück auf den Landsitz reist und dort Algernon vorfindet, der sich seinerseits als ominöser Bruder Ernst ausgibt und damit die romantischen Fantasien der jungen Cecily vollends zum Erblühen gebracht hat...
Wer es anhand Shakespaere noch nicht glauben mag, dem darf auch diese Geschichte von Oscar Wilde als Beweis dienen: Komödien gibt es nicht erst in unserer Zeit sondern auch schon seit (vielen) Jahrhunderten. Und wenn man sie dann behutsam renoviert, ohne sie "gezwungen" zu modernisieren, dann machen solche Geschichten auch heute mindestens genau so viel Spaß, wie aktuelle Vorlagen. Regisseur Oliver Parker und Darsteller Rupert Everett entwickeln sich dabei schon fast zu Spezialisten, denn drei Jahre zuvor brachten sie Oscar Wildes
"Ein perfekter Ehemann" auf die Leinwand.