Mit einem Mal ist Lilis gute Ferienlaune wie weggeblasen. Sie kann und will nicht glauben, dass ihr geliebter Bruder weglaufen würde, ohne einen Abschiedsbrief zu hinterlassen. Er werde sich schon melden, trösten sie die Eltern, doch Lili will nicht zur Tagesordnung übergehen. Sie hinterlässt Loïc eine Nachricht mit der Bitte um Rückruf auf seiner Mailbox. Doch er meldet sich nicht und bleibt wie vom Erdboden verschluckt.
Als Tage zu Wochen werden schlägt Loïcs unerklärliche Abwesenheit Lili immer mehr aufs Gemüt. Spannungen und Streitigkeiten kennzeichnen zunehmend das Verhältnis zu ihrem Vater Paul (
Kad Merad), der im Gegensatz zu seiner hilflos-überforderten Frau Isabelle (
Isabelle Renauld) relativ unbeteiligt wirkt. Lili wird zunehmend depressiver und lehnt schließlich auch die Nahrungsaufnahme ab. Und dann endlich eine Postkarte mit der Nachricht "Keine Sorge, mir geht's gut.", unterzeichnet von Loïc. Er sei mit seiner Gitarre unterwegs, bleibe mal ein paar Tage in dieser, mal in jener Stadt – je nachdem, wie gut es ihm dort gefalle. Er habe es zu Hause einfach nicht mehr ausgehalten. Diese lang ersehnten Zeilen sind die erste Nachricht von vielen, die fortan mit schöner Regelmäßigkeit eintreffen.
Lili geht es zunehmend besser. Doch sie verweigert sich ihrem alten Leben, führt eine Existenz in der Schwebe, so als könnte sie erst dann wieder Glück empfinden, wenn ihr Bruder zurückkehrt. Oder wenn sie ihn gefunden hat. Sie hängt das Studium an den Nagel, nimmt einen Job als Supermarkt-Kassiererin an, zieht in eine eigene Wohnung. Und verliebt sich zögerlich in Thomas (
Julien Boisselier), den Ex-Freund ihrer Freundin Léa (
Aissa Maiga). Als Lili im Sommer eine Karte aus der Normandie erhält, macht sie sich heimlich auf den Weg dorthin. Sie fragt Straßenmusikanten und forscht in billigen Hotels. Bis sie Loïc schließlich im strömenden Regen an einem Briefkasten zu sehen glaubt...