Ann (
Sarah Polley) steht im Regen und atmet fast begierig die Frische ein. Nie hätte sie gedacht, dass sie
einfach so ins Freie läuft und die Tropfen an ihrer Haut abperlen lässt, das Nass bewusst fühlt und dabei barfuß
im Gras steht. Sie lauscht dem prasselnden Geräusch im Wissen um die Begrenzung ihrer Zeit. Vor wenigen
Tagen noch machte sie Pläne, ging alles seinen gewohnten Gang. Ann arbeitet mit ihrer Kollegin Laurie
(
Amanda Plummer) als Putzfrau in der Universität, hört sich schmunzelnd deren Klagen übers Dicksein
an, holt ihre Mutter von der Arbeit ab und kümmert sich wie üblich um die beiden Töchter, drückt ihrem Mann
Don (
Scott Speedman) die Daumen, der sich für eine Job vorstellt.
An einem ganz normalen Nachmittag bricht sie vor Schmerzen zusammen. Die Mutter (
Deborah Harry)
bringt sie in die nächste Klinik. Die Warterei geht Ann schrecklich auf die Nerven, schließlich müssen die Kids
vom Kindergarten abgeholt werden. Nach einer eingehenden Ultraschalluntersuchung teilt ihr der behandelnde
Arzt, Dr. Thompson (
Julian Richings), das Ergebnis mit: Tumor in beiden Eierstöcken, die Metastasen
dringen schon in die Leber ein. Die Prognose ist düster. Wenn sie 20 Jahre älter wäre, könnte man noch
operieren. In ihrem Alter vermehren sich die Tumorzellen zu rasch. Er befürchtet, ihr nicht helfen zu können. In
die schreckliche Stille fragt Ann mit zitternder Stimme, wie viel Zeit ihr noch bleibt. Zwei oder drei Monate. Der
Arzt fühlt sich gehemmt, er kann nicht jemandem gegenüber sitzen und ihm ins Gesicht sagen, „Du stirbst“.
Seinen Vorschlag, einen zweiten Mediziner zu konsultieren, lehnt Ann ab. Wozu auch? In seiner Hilflosigkeit
bietet er ihr Kaffee an. Da er keine Zigaretten hat, fragt sie nach einem Bonbon und der Mann, erleichtert, ihr
etwas Gutes tun zu können, fischt er eines aus der Kitteltasche. Dr. Thompson empfiehlt ihr Infoblätter und gibt
ihr ein Rezept sowie seine telefonische Durchwahl und einen neuen Termin. Als Ann wie mechanisch nach
einem weiteren Bonbon fragt, vertröstet er sie auf das nächste Mal.
Ann verlässt das Krankenhaus und wandelt wie im Trance. Nur nicht die Fassung verlieren,
über das tödliche Geheimnis schweigen. Und irgendwann fühlt sie ihn, diesen kleinen Stachel
in der Seele, lässt inneren Schmerz und Trauer zu. Am liebsten würde sie alle Drogen der
Welt nehmen, aber auch die könnten nichts ändern am Zerbrechen eines Traums. Zu Hause
angekommen, lässt sie sich nichts anmerken, schmust mit den Kindern, spielt mit ihnen und
feiert mit ihrem Mann den neuen Job. Don verspricht, beim ersten Gehaltsscheck mit der
Familie zum Picknick an den Strand zu fahren.
Nach außen gibt sich Ann wie immer. Aber auf einmal denkt sie nach, über das, was bisher ihr Leben war - das
erste Kind mit 17, das zweite mit 19, nur einen Mann geküsst, eine Existenz im Trailer auf dem Grundstück ihrer
frustrierte Mutter, der Vater (
Alfred Molina) für zehn Jahre im Knast. Im Café bestellt sie sich Kaffe und
Kuchen, als wenn es Sonntag wäre. Und macht eine Liste: Dinge, die ich noch erledigen muss, bevor ich sterbe.
Darunter die Absicht, den Töchtern öfters am Tag ihre Liebe kundtun, Botschaften für die Kids zum 18.
Geburtstag auf Kassette aufnehmen, Don eine neue Frau suchen, die die Mädchen mag, noch einmal zum Strand
hinausfahren und picknicken, rauchen und trinken nach Lust und Laune, frei die Meinung äußern, mit anderen
Männern schlafen, um einmal die Hände eines Fremden zu spüren, seinen Geruch, seinen Körper, den Vater im
Knast besuchen und die Haare verändern ...
Autor/Bearbeitung: Frank Ehrlacher
Update: 31.01.2019
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