Der begeisterte Höhlenforscher Christopher Nicola reist 1993 auf der Suche nach Recherchematerial über seine Familiengeschichte in die westliche Ukraine. Dort stößt er bei einem seiner Ausflüge in der über 123 Kilometer langen Gipskarsthöhle namens Priestergrotte auf Gegenstände aus dem menschlichen Alltag: Knöpfe, Schuhe und Medizinfläschchen. Dieser erstaunliche Fund weckt seine Neugier und er versucht dem Geheimnis der Höhle auf den Grund zu gehen. Nach jahrelangen Untersuchungen stellt er schließlich fest, dass es sich hier um Relikte der unglaublichen und gleichfalls erschütternden Geschichte von fünf jüdischen Großfamilien handelt, die sich in diesem Höhlensystem im Zweiten Weltkrieg vor den Nazis versteckten.
In der Ukraine lebte vor dem Zweiten Weltkrieg eine sehr große jüdische Gemeinde, von der nur ca. fünf Prozent die Besetzung durch das deutsche Militär überlebte. Ungefähr 1,5 Millionen Juden kamen in Konzentrationslager und fast alle wurden dort ermordet. "No Place On Earth" erzählt die Geschichte von ihrem unglaublichen Überlebenskampf. Wie viele andere Dörfer der Gegend beherbergte der kleine Ort Korolowka eine polyglotte Gemeinschaft aus Juden sowie Polen und Ukrainern. Hier lebte auch Esther Stermer mit ihrem Ehemann Zaida, drei Söhnen - Nissel, Saul und Sam - und drei Töchtern - Hannah, Yetta und Henia. Henia war mit Fishel verheiratet und hatte zwei kleine Töchter, Sonia und Sima.
Unter den Vorzeichen des nahenden Krieges schmiedet die jüdische Familie Stermer bereits im September 1939 Pläne, nach Kanada auszuwandern. Ihre Hoffnungen auf eine Flucht werden jedoch je zerstört, als plötzlich der Krieg in ihrer Heimat, der Ukraine, ausbricht.
Drei Jahre kann die Familie noch im Dorf überstehen, bis im Oktober 1942 Esther Stermer letztendlich bewusst wird, dass sie sich alle verstecken müssen, um der Verfolgung durch die Deutschen zu entkommen. Gemeinsam mit anderen jüdischen Familien des Ortes treffen sie eine lebenswichtige Entscheidung: Sie beschließen, sich in der nahegelegenen Verteba-Höhle (Verteba pe?era), im Tal von Bilche Zlota, zu verstecken. 28 Menschen, darunter auch Esther Stermers Schwester Leiche Wexler und deren zwei Söhne Sol und Leo ziehen unter die Erde.
Zu Beginn waren die Lebensumstände annehmbar, da sie vorher Proviant, Holz, Öl, Kerzen, Lampen, Kerosin, Geschirr und sogar Bettzeug sowie Decken in die Höhle gebracht hatten. Man richtet sich ein, so gut es geht, mit der Annahme, dass man sich nur zwei Monate verstecken braucht, um dann wieder ins Dorf zurückkehren zu können. Sie leben in meist völliger Dunkelheit, begleitet vom stetig von den Felsen tropfenden Wasser.
Die älteren Männer der Familie (Zaida, Nissel und Fishel) leben vorerst noch immer im Dorf und tragen ihre Abzeichen: Sie arbeiten als Sammler von Metallschrott für die Gestapo - nachts schmuggeln sie Essbares in die Höhle. Auch trauen sich zunächst noch einige der Höhlenbewohner nachts ins Dorf. Hier gibt es doch noch einige Familien, die nicht mit den deutschen Besatzern kollaborieren und Juden versorgen.
Im April 1943 wird jedoch die Gruppe in ihrer Höhle von der Gestapo aufgespürt. Fünf Personen werden verhaftet. Die meisten können aber über einen geheimen, zuvor selbst angelegten, Fluchtweg entkommen. Die fünf Gefangenen, darunter Leiche und ihr Sohn Leo sowie Henia mit ihrer Tochter Sima, werden von den Deutschen an die ukrainische Polizei überstellt, mit der ausdrücklichen Anweisung, alle zu erschießen. Die Männer der Stermer-Familie versuchen mit der ukrainischen Polizei auszuhandeln, um welchen Preis man ihre Angehörigen leben lässt. Die Polizei verlangt Gold, benötigt allerdings auch Tote, die man den Deutschen vorzeigen kann, als Beweis, dass die Gruppe tatsächlich erschossen wurde. Den Stermers gelingt es die Forderungen zu erfüllen, doch es genügt nicht: Entgegen der Abmachung schießen die Polizisten zwar ein paar Mal in die Luft, um einigen die Flucht zu ermöglichen, ermorden aber, aus Angst von ihnen an die Bauern der Gegend verraten zu werden, Leiche Wexler und ihren Sohn Leo.
Nach diesem schrecklichen Ereignis sucht die Stermer-Familie nun verzweifelt nach einem neuen Versteck. Nissel, der älteste Sohn, forscht im Wald nach einem Unterschlupf und hört dabei von einem Loch in der Erde, das Schutz bieten könnte. Dieses Loch entpuppt sich jedoch als Eingang zu einem gigantischen, bis dahin unbekannten Höhlensystem: die über 123 Kilometer lange Priestergrotte.
Gemeinsam mit vier weiteren jüdischen Familien siedeln die Stermers in die Priestergrotte um: Insgesamt kämpfen nun 38 Menschen ums Überleben. Die neue Höhle ist zwar größer und hat auch eine unterirische Quelle mit klarem, sauberem Wasser, aber es fehlt an jeglichem „Komfort“. Aufgrund der überstürzten Flucht aus der ersten Höhle mussten sie alles zurücklassen und besitzen nun nichts mehr. Die Insassen werden täglich von Hunger geplagt und vor allem im Winter ist es unmenschlich kalt. Doch todesmutig gehen die Stermer-Brüder und andere Männer immer wieder heimlich ins Dorf zurück und organisieren Essen und brauchbare Gegenstände. Sie haben sogar einen Mühlstein, um Mehl zu mahlen.
Der Überlebenswille der Höhlenbewohner ist übermenschenschlich – und niemand gibt auf. In der Höhle hört man zwar immer wieder Kriegslärm – Schüsse und Kanonendonner –, aber niemand weiß, ob er von den Russen oder den Deutschen herrührt. Bis zum April 1944 harren die Menschen in dem unterirdischen Versteck aus. Als sie wieder an die Erdoberfläche kommen, haben die Frauen und Kinder seit fast einem Jahr kein Tageslicht mehr gesehen. Insgesamt haben die Stermers 511 Tage unter der Erde gelebt.
Autor/Bearbeitung: Frank Ehrlacher
Update: 31.01.2019
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