Ein Unglück kommt selten allein: Kann der brave Familienvater seine Frau und sein Kind gerade noch von dem brennenden Schiff vor der Küste Afrikas retten, ist der Kleine im Dschungel bald schon wieder in höchsten Nöten: Der Leopard Sabor bedroht die drei Menschen und nur der Säugling kann schließlich gerettet werden. Derselbe Leopard hat allerdings am gleichen Tag das Junge des Gorillapaares Kerchak und Kala auf dem Gewissen. Und so will Kala aus der Not eine Tugend machen: Gegen den Willen und die Warnungen Kerchaks beschließt sie, das Menschenjunge großzuziehen.
Der junge Tarzan, wie Kala ihn neu tauft, fügt sich auch recht schnell in die Sippe der Gorillas ein - nur Kerchak begegnet ihm weiterhin mit kräftigem Misstrauen. Das soll sich erst ändern, als Sabor einen weiteren Angriff startet: Diesmal ist Kerchak das Opfer, der bereits schwer verletzt am Boden liegt, als Tarzan ihm zu Hilfe eilt und den Leoparden besiegt. Allerdings nähert sich kurz später eine weitere Bedrohung der Urwald-Familie: Professor Porter ist mit seiner Tochter Jane und dem Expeditionsleiter Clayton unterwegs, um Gorillas zu beobachten - oder auch mehr... Tarzan schließt jedenfalls mit Jane, dem ersten Menschen, dem er im Dschungel begegnet, schnell Freundschaft und erkennt nicht die Gefahr, die von den "Besuchern" ausgehen kann...
Wenn man den "Disney"-Statistikern Glauben darf, ist die Zeichentrickversion von "Tarzan" bereits die 47. Adaption des Stoffes. Die "Micky Mäuse" bereiteten die Geschichte dann auch extrem kindgerecht auf: Es fehlt bisweilen ein bisschen der beißende Witz, der "Mulan" auszeichnete oder der große Erzählcharakter eines
"Glöckner von Notre Dame" - "Tarzan" wird vor allem die Freunde der "Disney"-Klassiker zufrieden stellen, die schon bei
"Bambi" kraftvoll mitweinen konnten. Die Zeichnungen sind dabei - wie gewohnt - exzellent: Weiche, aber klare, Konturen zeichnen die Jane aus, markige Gesichtszüge die Titelfigur und den finsteren Clayton. Die Farbgestaltung versucht bewusst immer wieder aus dem "Einheitsgrün" des Dschungels auszubrechen, betet aber die Geschichte harmonisch ein, ohne übertriebene Betonungen zu setzen. Ach ja, und dann gibt es da noch wie in jedem "Disney"-Film die Musik - diesmal nicht von "Musical"-Spezialist Alan Menken, sondern von Superstar Phil Collins. Er schrieb Songs, die die Handlung allerdings nur umrahmen und nicht erzählen. Einen singenden Tarzan wollten und konnten sich die Produzenten (wohl zurecht) einfach nicht vorstellen.