WILLKOMMEN IN WELLVILLE

Im Jahre 1907 hört man wahre Wunderdinge von Dr. John Harvey Kellogg (Anthony Hopkins). Der hat nämlich nicht nur die nach ihm benannten Frühstücksflocken erfunden, sondern in Battle Creek ein Sanatorium aufgebaut, das ganz auf seiner Lehre vom natürlichen Leben beruht. So ist zum Beispiel die Verdauung für ihn ein nur allzu natürlicher Vorgang, den es auszudiskutieren gilt. Aber er hat glück: Statt als unschicklich gilt der Arzt als "chic" und die (Neu-)Reichen kommen in Strömen zu ihm.

Unter anderem auch das Ehepaar Eleanor (Bridget Fonda) und Will (Matthew Broderick) Lightbody. Sie wollen bei Dr. Kellogg ihre Leibschmerzen ein für allemal loswerden. Sie sind etwas verwundert, wie streng doch das Regiment ist, daß der Doktor unter seinen Patienten führt. Das hat Charles Ossining (John Cusack) nicht nötig: Er ist nämlich weniger als Kranker hier, sondern mit einem gesunden Geschäftssinn ausgestattet. Die Cornflakes, die Dr. Kellogg erfunden hat, möchte er zur Geld machen. In seiner eigenen Fabrik...

Musik-Film Spezialist Alan Parker ("The Commitments", "Evita") drehte mit "Willkommen in Wellville" eine herrliche Satire auf den Gesundheitswahn der Amerikaner Anfang des 20. Jahrhunderts - nur in diesem Zeitraum. Nein, die Geschichte von "Wellville" ist mehr auch als Seitenhieb auf die heutige Gesellschaft, den Trend zur Naturheilkunde, aber auch die Scharlatanerie, die damit getrieben werden kann, gedacht. Anthony Hopkins brilliert einmal mehr, diesmal nicht als feinsinniger Charakter, sondern als herrlich primitiv polternder "Landarzt".