Dieser Film ist ein Teenieslasher-, Teeniehorror-, Teeniesplatterfilm, wie auch immer man das nennen mag. Er gehört damit zu einem Genre (bzw. Subgenre), das an sich schon wenig Überraschendes erlaubt und in den 80ern buchstäblich tot geritten wurde. So tot, dass viele der späteren Filme reine Leichenschändung waren. „Scream“ sorgte für eine kurzzeitige Wiederbelebung, und wieder wurde das nur schwach atmende Subgenre gnadenlos ausgeschlachtet und tot gelutscht, während andere Subgenres (Geisterfilme vor allem), die als noch toter galten, sich zu neuen Höhen aufschwangen.
Und nun – "All the Boys love Mandy Lane". Der x.te Versuch, der Leiche noch ein paar Zuckungen zu entlocken. Und im Rahmen des Möglichen klappt das sogar erstaunlich gut.
Im Rahmen des Möglichen, wohlgemerkt, also stecken wir diesen Rahmen kurz ab:
- Teeniehorror ist nicht überraschend. Wir wissen, was dieser begrenzten Zahl von Teenagern auf begrenztem Raum passieren wird.
- Das Ganze funktioniert immer nach dem Zehn-Kleine-Negerlein-Prinzip. Die Frage „wen erwischt es wohl als nächstes“ interessiert nur Neulinge, alle anderen wissen – es erwischt sowieso alle oder fast alle. Die Reihenfolge ist mäßig spannend, und wer am Ende übrig bleiben wird (falls jemand übrig bleibt), ist meist früh klar.
- Die Filme wimmeln nur so von Klischees.
- Das Ende ist meist kaum überraschend (siehe oben) und die Frage „wer ist der Täter“ ist auch uninteressant. Denn je überraschender die Antwort, desto hirnrissiger und weiter hergeholt das Motiv – sonst kommt man ja zu früh drauf. Die frühen Teenieslasher "(Nightmare on Elm Street",
"Halloween" etc.) sind diesem Problem meist ausgewichen, in dem sie den Täter zu einem echten (menschlichen oder übernatürlichen) Monster machten und ihn mit entsprechenden Monstermotiven ausstatteten. Deshalb sind diese Filme (zumindest die ursprünglichen, nicht die Sequels) auch soviel besser als spätere Versuche a la
„Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“.
Also wäre es unfair, von diesem Film hier ein Beispiel für sprühende Originalität und überraschende Handlungsfäden zu erwarten. Er ist, was er ist.
Und in diesem Rahmen ist der Film wirklich gut. Was immer man richtig machen kann, machen Autor Jacob Forman und Regisseur Jonathan Levine richtig. Die Personen – Killer eingeschlossen – sind zwar Klischees, aber als Charaktere so nachvollziehbar wie überhaupt nur eben möglich, in diesem per Definition sehr oberflächlichen Genre. Der Autor hat das geschafft, was in „Scream“ vergeblich versucht wurde: Aus vergangenen Erfahrungen zu lernen. Was dort zu aufgesetzt und daher zu offensichtlich war, ist hier eingewebt und wird benutzt – vor allem, um Klischees direkt aufzugreifen und zumindest zu brechen, wenn nicht gar zu zerstören. Der Film greift auf die eine oder andere Art viele Erfahrungen auf, von
"Scream" bis
„American Pie", von
"Blair Witch Project" bis zu
"Elephant". Drehbuchautor und Regisseur haben offenbar genau hingeschaut und gelernt. So wird zum Beispiel eine zentrale Idee aus „Scream“ aufgenommen – nur um zu zeigen, wie man das besser machen kann. Auch die übliche Bildsprache der Teenieslasher, diese abgedroschenen, schön und langweilig gefilmten Kleinstadtszenarien, wird völlig über Bord geworfen. Die Bilder sind groß und grob, stilisiert und erinnern eher an eine Mischung aus guten Werbespots und der Blair-Witch-Ästhetik. Und auch wenn die Figuren – trotz aller Bemühungen um etwas Tiefgang – doch im Klischee stecken bleiben, so scheint Forman sich dieser Tatsache bewusst gewesen zu sein. So bewusst, dass er eine Killerfigur geschaffen hat, der man am Ende sogar Beifall klatscht – ein wenig widerwillig vielleicht, aber mit Respekt. Diese Figur verkörpert das älteste und dunkelste aller Horrorklischees, und dass diese Klischeefigur die anderen, kleineren Klischeefiguren umbringt (direkt oder indirekt) ist nur stimmig und richtig. Dieser Film lässt Archetypen aufeinander los – und nur die ursprünglichsten dürfen überleben, im Guten wie im Bösen.
Für jemanden, der dieser Art von Film noch nie etwas abgewinnen konnte, wird auch „Mandy Lane“ nicht funktionieren. Aber für alle anderen: Dieser Film könnte für den Teeniehorror das sein, was „Unforgiven“ für den Western war: Ein großer, letzter Moment (zumindest vorerst). Selbstverständlich ist der Western an sich unendlich vielschichtiger und reicher als der Teeniehorror und also ist auch „Unforgiven“… aber das war klar, oder?
Und der Soundtrack ist auch sehr schön!
Die Handlung? Ach so, ja…
Sechs Teenager fahren gemeinsam auf eine Farm, um dort zu feiern. Nacheinander werden sie umgebracht.
Autor: Michael Schreckenberg
… und für alle, die es doch genauer wissen wollen, hier das, was der Drehbuchautor sich an Inhalt ausgedacht hat:
Mandy Lane (
Amber Heard). Sie ist das hübscheste Mädchen ihrer High School in Texas. Sympathisch, liebenswert, unschuldig, sexy, unwiderstehlich. Und absolut unnahbar. Gerade deshalb wird sie von den Jungs, von
allen Jungs geliebt. Aber Mandy lässt sie abblitzen. Mit einem süßen Lächeln und einem entwaffnenden Achselzucken. Lieber verbringt sie ihre Zeit mit ihrem eher uncoolen aber besten Kumpel Emmet (
Michael Welch), der schon ihr Freund war vor diesem Sommer, bevor Mandy herangereift ist zum tollsten Geschöpf auf texanischem Boden. Aber auch Emmet hat längst Gefühle für sie entwickelt, behält das aber für sich, um ihre Freundschaft nicht zu gefährden: Er weiß, wie Mandy fühlt, wie sie denkt.
Dem von sich selbst überzeugten Sport-Crack Dylan (
Adam Powell) gelingt es immerhin, Mandy zur nächtlichen Pool-Party ins Haus seiner Eltern einzuladen. Als er sich dann aber an sie heranmacht, reagiert sie genervt. Der eifersüchtige Emmet geht dazwischen, will Mandy beschützen – und fängt sich sofort eine Abreibung von Dylan ein. Gedemütigt zieht er sich aufs Dach des Hauses zurück. In ziemlich betrunkenen Zustand gesellt sich Dylan zu ihm, um ihn von dort zu vertreiben. Emmet sieht seine Chance zur Revanche gekommen: Er überredet Dylan, Mandy mit seiner Sportlichkeit zu beeindrucken, indem er vom Dach in den Pool springt. Dylan riskiert den Sprung und prallt mit dem Kopf auf die Einfassung des Pools. Er ist sofort tot. Die Teenager sind entsetzt. Auch Mandy ist geschockt – und spricht fortan kein Wort mehr mit Emmet. Schließlich willigt sie ein, als der reiche Red (
Aaron Himelstein) sie einlädt, mit seinen Kumpels Bird (
Edwin Hodge), Jake (
Luke Grimes) und den ewig miteinander kabbelnden Girls Chloe (
Whitley Able) und Marlin (
Melissa Price) ein Wochenende auf der entlegenen Ranch seiner Eltern zu verbringen. Red und seine Freunde können ihr Glück kaum fassen und machen untereinander bereits aus, wer es als erster versuchen darf, Mandy rumzukriegen.
Der Trip beginnt als perfektes Wochenende: In Reds Jeep herrscht ausgelassene Stimmung. Joints und Biere kreisen. Ein witziger Spruch jagt den nächsten – die Jungs wollen bei Mandy Eindruck hinterlassen und sich von ihrer besten Seite zeigen. Bei einem Zwischenstopp an einer Tankstelle gelingt es der Clique sogar, von einem ziemlich erbosten Trucker ein großes Fass Bier zu klauen. Der großen Party auf der Ranch steht nichts mehr im Wege. Mandy und Bird gehen das letzte Stück zu Fuß. Bird will die Gunst des Augenblicks nutzen. Mandy scheint nicht abgeneigt zu sein, doch bevor Bird ihr wirklich nahe kommen kann, werden sie von Garth (
Anson Mount) unterbrochen, der die Aufsichtspflicht über die Ranch hat und sie zum Herrenhaus bringen soll. Den Rest des Nachmittags verbringen die Kids mit Entspannung und Blödsinn. Die Jungs trauen ihren Augen kaum, als Mandy sich vor ihren Augen aus den Joggingklamotten schält, um zum Baden zu ihnen in einen Tümpel zu springen.
Keiner merkt, dass sie eine giftige Wasserschlange aufgeschreckt haben. Mit einem gezielten Schuss verhindert der hinzu geeilte Garth drohendes Unheil. Abends geht die Party richtig los: Bei Alkohol und Drogen spielen die Jugendlichen "Wahrheit oder Pflicht". Mandy kann sich zwar des Gefühls nicht erwehren, dass sie beobachtet werden, doch dann ist der Moment schon wieder vorbei und sie erhält von den anderen den Auftrag, zu Garth' Hütte zu gehen und ihn zu überreden, mit den Kids zu feiern. Doch Garth lehnt ab. Als Mandy auf die Party zurückkehrt, hat sich die Stimmung hochgeschaukelt. Genervt von einer abfälligen Bemerkung seiner Freundin Marlin verlässt Jake das Haus und verzieht sich in die Scheune. Dort wird er von Marlin aufgestöbert, die seinen Ärger mit Sex besänftigen kann. Bevor jedoch auch sie bekommt, was sie will, lässt Jake sie sitzen.
Marlin ist mutterseelenallein in der Scheune, als der Killer zum ersten Mal zuschlägt: Mit kaltblütiger Grausamkeit malträtiert er das Mädchen und schleift ihren leblosen Körper davon. Im Ranchhaus bleibt die Bluttat unbemerkt, aber die Stimmung ist auch so zum Teufel. Die sonst so überlegen auftretende Chloe hat sich bereits in ihr Zimmer zurückgezogen und bricht in Tränen aus: Es ist nicht leicht, den anderen immer die totale Coolness vorzuspielen. Plötzlich fällt das Licht aus. Red geht nach oben, um Chloe beizustehen; Bird sucht den Trafo, um den Strom wieder anzustellen. Der wieder aus der Scheune zurückgekehrte Jake bleibt mit Mandy allein im Wohnzimmer.
Bird findet den Trafo und trifft auf Garth: Der rät dem Teenager, schnell wieder zum Haus zurückzukehren, wenn er sein Mädchen nicht verlieren will – das Licht im Haus sei mutwillig abgeschaltet worden, weil jemand die Sicherungen herausgedreht hat. Offenkundig war es der aggressive Jake, der sich Mandy inzwischen aufdrängt. Sie reagiert genervt und abweisend. Bird kann das Licht wieder anschalten, Jake erkennt seine Niederlage und zieht betrunken in die Nacht, um nun doch nach Marlin zu suchen. Er findet sie am Ufer des Tümpels. Als er endlich realisiert, dass sie tödlich verletzt ist, ist es zu spät: Er ist zielsicher in die Falle des Killers getappt. Die Stimmung im Haus ist nach Jakes Verschwinden mit einem Schlag wieder besser. Die Kids dröhnen sich ausgelassen voll – bis sie Schüsse hören. Garth gesellt sich besorgt zu ihnen und tötet schließlich mit seinen langweiligen Geschichten und Aufpasserallüren jegliche noch vorhandene Partystimmung. Der Killer erledigt Jake und Marlin. Er blickt auf: Es ist Emmet, Mandy Lanes einstmals bester Freund. Er gönnt sich eine kurze Pause, blättert in seinem Tagebuch, denkt an Mandy und macht sich schließlich auf den Weg zum Haus, um seine Arbeit zu vollenden…
Autor/Bearbeitung: Michael Schreckenberg
Update: 31.01.2019
Alle Preisangaben ohne Gewähr.
© 1996 - 2024 moviemaster.de
Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen.
Technische Realisation: "PHP Movie Script" 10.2.1; © 2002 - 2024 by Frank Ehrlacher