Allerdings fällt das doppelte Spiel sehr schnell auf, Amos zieht sein Geständnis zurück, nachdem er hört, was wirklich gespielt wurde - und Roxie landet im Gefängnis im "Mörderinnen Trakt". Dort gibt es noch andere Nachtclubstars, die sich die Welt nun hinter Schwedischen Gardinen anschauen, wie Velma Kelley (
Catherine Zeta-Jones), die zwar noch wegen Doppelmordes sitzt, aber bald schon wieder freikommen soll. Daran nicht unbeteiligt ist die Gefängniswärterin Matron "Mama" Morton (
Queen Latifah), die für ein paar Dollar jeden Kontakt auch außerhalb des Gefängnisses herstellt.
So bietet sie auch Roxie an, für nur 100 Dollar den gerissenen Strafverteidiger Billy Flynn (
Richard Gere) anzurufen, der - zumindest nach eigener Aussage - noch nie einen Prozess verloren hat. Billy spricht auch widerwillig mit Roxie - das ganze droht allerdings an seinen Honorarvorstellungen zu scheitern. Es ist dann wohl eine Mischung aus Roxies Charme und den 2.000 Dollar, die ihm Amos trotz allem auf den Tisch der Kanzlei legt, die ihn dazu veranlassen, das Mandat doch anzunehmen. Bei seiner Verteidigungsstrategie setzt er dabei vorwiegend auf die Macht der Presse, die durch eine rührige Berichterstattung die Geschworenen in seinem Sinne beeinflussen soll: Allen voran die Reporterin Mary Sunshine (
Christine Baranski) baut die Presse Roxie als neues, gefallenes Glamour-Girl auf, der von nun an etwas Verruchtes anhaftet - was sie für alle Beteiligten nur noch interessanter macht ...
Neben
"Cabaret" und dem viel später erschienen "Kuß der Spinnenfrau" gehört "Chicago", das am 1. Juni 1975 am Broadway Premiere hatte, zu den erfolgreichsten und beliebtesten Musicals von John Kander und Fred Ebb (die die meisten vielleicht auch durch ihre Film-Hymne
"New York, New York" kennen). Die filmische Umsetzung, die bei "Cabaret" nach sechs Jahren erfolgte, brauchte im Fall "Chicago" fast 30 - doch das Warten hat sich gelohnt. Fast schon genial die Idee von Regisseur Rob Marshall, die Bühnenhandlung auf einer spartanischen Nachtclubbühne im Hintergrund oder in der Überblendtechnik ablaufen zu lassen. So erklingen die Songs des Musicals - ohne dass die Handlung im wahrsten Sinne des Wortes "theatralisch" wirkt. Überraschend gut auch die (Original-)Gesangsstimmen von Richard Gere und Renee Zellweger (Dass Queen Latifah singen kann, war ja vorher bekannt). Absolutes Highlight der Inszenierung ist allerdings der "Press Conference Rag", in der alle Beteiligten als Marionetten agieren.