Er ist optisch nicht unbedingt ein "filmreifer" Typ: Bullig und kantig wirkt Kurt Gerron, ein am 11. Mai 1897 in Berlin geborener Jude, der sich in der Berliner Theater- und Kabarett-Szene einen Namen macht, 1920 zum Film kommt und in Publikumserfolgen wie "Der blaue Engel" und "Die Drei von der Tankstelle" (beide 1930) einprägsame, aber nicht unbedingt Hauptrollen spielt. Sein Ziel ist es allerdings, selbst Regie zu führen. Seine erste Regie-Arbeit macht er schon 1926 mit "Der Liebe Lust und Leid" (noch ein Stummfilm).
Alles läuft für ihn bestens – bis zur Machtübernahme durch die Nazis 1933. Er wird quasi über Nacht aus dem Studio geworden und flieht in das – damals noch nicht von den Nazis besetzte – Holland, wo er weiter arbeiten kann. Einige Chancen, nach Hollywood zu gehen, lässt er ungenutzt. Als Hitler und seine Truppen auch in den Niederlanden einmarschieren, wird Gerron verhaftet und kommt in ein Konzentrationslager.
Dort darf er zunächst mit einer Künstlergruppe (u.a. der Schauspielerin Camilla Spira) weiter arbeiten und Kabarett-Aufführungen für jüdische Mitgefangene inszenieren. 1943 wächst das Misstrauen der "neutralen Staaten" Deutschland und der Behandlung der Juden in Deutschland gegenüber. Zunächst gestatten die Nazis dem Roten Kreuz das Konzentrationslager Theresienstadt zu inspizieren. Hier leben die Juden in einer scheinbar autonomen Stadt – deren "Freiheit" allerdings nur für den Inspekteur zur Schau gestellt ist. Allerdings wollen die Machthaber das auch in der Welt präsentieren und beauftragen schließlich Kurt Gerron einen Dokumentarfilm über Theresienstadt zu drehen. Dieser soll Gerrons letzte Arbeit werden…
Manchmal bekommt man den Eindruck, im Ausland kennt man sich mit der (jüngeren) deutschen Geschichte besser aus als in Deutschland selbst. So war es dann auch eine kanadisch-britische Co-Produktion, die die Geschichte von Kurt Gerron und Theresienstadt erzählte. Ausgezeichnet mit dem "OSCAR" für den besten Dokumentarfilm kam er in Deutschland nicht einmal in die Kinos. 2004 bearbeitete ihn dann der "Bayrische Rundfunk" für eine Fernsehausstrahlung. Dabei ist es eine Geschichte, die einem aus mehrerlei Blickwinkeln nahe geht und einmal mehr das Nazi-Regime als verlogen entlarvt, aber auch seine ganze "Medienwirksamkeit" aufzeigt.
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Autor/Bearbeitung: Frank Ehrlacher
Update: 31.01.2019
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