Lange schon gibt es niemanden mehr, der Basin City noch bei ihrem eigenen Namen nennt. Sin City – dies ist der Name, der hängen geblieben ist für diese Metropole, Hort der Hoffnungslosen, in dem die Grenzen zwischen Gut und Böse längst verschwommen sind, in dem man Helden nicht von Bösewichtern unterscheiden kann, in dem die Bewohner eines gemeinsam haben: Keiner ist unschuldig, aber alle kämpfen um das letzte bisschen Würde, das ihnen noch geblieben ist. Robert Rodriguez erzählt in "Sin City" drei Geschichten, die jede für sich abgeschlossen ist - aber trotzdem zusammengehören:
"Stadt ohne Gnade":
Marv (
Mickey Rourke) ist ein Ungetüm von Mann, ein Monster, ein Schläger, der keiner Auseinandersetzung aus dem Weg geht, der so unerbittlich ist wie seine eisenharten Fäuste. Freunde? Fehlanzeige. Feinde? Wer könnte sie jemals zählen? Weggefährten? Wenige, und auch dann nur temporär. Kurzum: Marv ist Sin Citys bester Bürger. Körperkontakt kennt er nur, wenn seine Pranken auf die Kinne, Mägen, Kehlköpfe seiner Kontrahenten treffen.
Doch in dieser Nacht ist alles anders: Die bildschöne Goldie (
Jaime King) hat sich in seine kräftigen Arme geflüchtet. Ausgerechnet in Marvs Arme. Er kann sein Glück nicht fassen. In dieser einen Nacht erhält er all die Liebe, auf die er bislang immer verzichten musste, von einem Engel, einer Erscheinung. Am nächsten Morgen, als Marv mit schwerem Kopf neben ihr erwacht, ist Goldie tot – ermordet während er schlief, nur wenige Zentimeter von ihm entfernt...
"Das große Sterben":
Einst war Dwight (
Clive Owen) ein erfolgreicher Fotojournalist, doch das ist lange Jahre her. Jetzt driftet er nurmehr ziellos durch Sin City, um der Vergangenheit entweder zu entfliehen oder die Ereignisse von damals einfach zu vergessen. Die Nacht hat er bei der attraktiven Shellie (
Brittany Murphy) verbracht. Aber Dwight kann nicht verweilen. Denn Shellies Lover Jackie Boy (
Benicio Del Toro) verlangt polternd Einlass. Man sollte glauben, Shellie müsste aus Schaden klug geworden sein, doch wie immer gibt sie nach und lässt Jackie in ihre Wohnung, der mit seinen nicht minder überdrehten Kumpels sofort wieder Stunk macht.
Wie immer steigert sich Jackie Boy in bester Psychopathenmanier in seine Wut hinein. Er zückt bereits sein Rasiermesser, um Shellie eine Lektion zu erteilen, da tritt Dwight aus seinem Versteck und nimmt sich Jackie Boy vor. Bevor der sich erholen kann, ist Dwight bereits unterwegs zu den Mädchen von Old Town. Die Huren von Sin City haben Dwight damals geholfen, als es ihm beinahe an den Kragen gegangen war. Heimlich ist die Anführerin der perfekt organisierten Prostituierten, Gail (
Rosario Dawson), immer schon in Dwight verliebt gewesen, obwohl er diese Liebe nie erwidert hat. Souverän herrscht sie über Old Town, auch weil sie es war, die einen fragilen Waffenstillstand mit der Polizei und der Mafia vereinbart hat: Sie lassen die Huren in Frieden – im Gegenzug erhalten sie Unterstützung, wenn sie Partys feiern wollen. Und vor allem: Die Huren haben versprochen, keinem Cop in Old Town jemals ein Haar zu krümmen.
"Dieser feige Bastard":
Eine Stunde noch, dann ist alles vorbei für John Hartigan (
Bruce Willis). Eine Stunde noch, dann wird der letzte und einzige aufrechte und ehrliche Cop von Sin City in Pension geschickt. Aber auch, wenn es seinem eindeutig weniger integren Partner Bob (
Michael Madsen) nicht passt: Einen Job muss Hartigan noch erledigen, obwohl ihm seine chronische Herzschwäche wieder einmal den nötigen Atem raubt. Die elfjährige Nancy ist entführt worden. Und von einem Informanten hat Hartigan erfahren, wo sie und ihr Entführer stecken. Hartigan beißt sich durch.
Keiner kann ihn aufhalten. Bob nicht und auch nicht die Handlanger des Entführers – der perverse Junior (
Nick Stahl), der Sohn von Senator und Kardinalsbruder Roark (
Powers Boothe), der die Macht des Vaters nutzt, um sich an jungen Mädchen zu vergehen. Doch heute Nacht nicht. Dafür sorgt Hartigan. Er stellt Junior und seine Geisel an einem einsamen Pier. Unerbittlich entleert er sein Magazin in den Entführer. Schießt ihm die Hände ab, zwischen die Beine. Er soll keine Mädchen mehr vergewaltigen können. Doch bevor er den Job vollenden kann, kommt ihm der korrupte Bob in die Quere, der Hartigan niederstreckt. Langsam wird Hartigan schwarz vor Augen. So fühlt es sich an zu sterben.
"Sin City" ist eine Wucht: Der Film ist düster, gewalttätig und voller Energie. Jede Rolle scheint perfekt besetzt zu sein. Wenn Bruce Willis die Qualen einer Entführung zu spüren bekommt, wenn er tiefe Liebe und Zuneigung von Nancy (großartig
Jessica Alba) erfährt oder sich gegen die Mordkünste eines Kevin (
Elijah Wood) wehren muss, dann fiebert der ganze Zuschauerraum mit.
"Sin City" ist eine absolut gelungene Comicverfilmung. Anders als in bunten Streifen wie Spider- oder Superman dominiert hier schwarz-weiß die Leinwand. Als Zuschauer hat man das Gefühl, dass da gerade ein Comicheft lebendig wird. Dieser Film lässt einen zwei Stunden lang nicht verschnaufen. Allerdings sollte einem eins klar sein: "Sin City" eine düsterer Ort, an dem es viel Gewalt gibt - und die ist auch auf der Leinwand zu sehen.
Die Redaktions-Wertung: | | 95 % |
Autor/Bearbeitung: Andreas Haaß, Frank Ehrlacher
Update: 31.01.2019
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