Glaubt man den Insider-Berichten vom Set, dann waren die Dreharbeiten zu "World War Z" selbst so eine Art kleiner Weltkrieg, angefangen beim Drehbuch. Brad Pitt, der sich hier als Produzent endlich mal eine eigene fette Blockbuster-Serie auf den Leib schneidern will, war vor allem von den politischen Aspekten der Romanvorlage fasziniert. "Babylon 5"-Erfinder J. Michael Straczynski wurde beauftragt, das Buch von Max Brooks (Sohn von
Mel Brooks) für die Leinwand zu adaptieren. Doch Straczynskis Skript mit Anspielungen auf das Versagen der Bush-Regierung bei der Katrina-Katastrophe landete wegen zu wenig Action im Giftschrank (und im Internet).
Drehbuchautor Nummer zwei, Matthew Michael Carnahan (
"Operation: Kingdom",
"State Of Play"), hatte zunächst mehr Glück: Pitt und Regisseur Marc Forster (
"Ein Quantum Trost") schienen mit dem neuen Anlauf zufrieden und machten sich ans Werk. Doch vor allem bei der Organisation der Massenszenen taten sich für Forster die nächsten Probleme auf. So platzten Drehtage, weil nicht genügend Essen oder Kostüme für die Statisten da waren, das Budget schoss in die Höhe und die Stimmung zwischen Regisseur und Star/Produzent sackte in den Keller. Zwischendurch sollen Forster und Pitt kein Wort mehr miteinander gewechselt haben.
Das größte Drama allerdings stand noch aus: Die Vorführung eines ersten Rohschnitts sorgte bei den Anwesenden für lange Gesichter. Das Ende des Films wurde plötzlich als zu düster, zu brutal und zu offen empfunden. Auftritt für Drehbuchautor Nummer drei, Damon Lindelof ("Lost",
"Prometheus", "Star Trek"), der beauftragt wurde, den Film zu retten, und gemeinsam mit Drehbuchautor Nummer vier, Drew Goddard ("Lost",
"Cloverfied"), gleich die letzte halbe Stunde komplett neu schrieb. Das aufwändige Finale, in dem ein abgemagerter Pitt in Moskau (gedreht wurde in Budapest) mit einer Gruppe von Sklaven, die von russischen Oligarchen als Zombie-Futter gehalten werden, in die Schlacht zieht, wird es mit etwas Glück vielleicht noch ins Bonusmaterial der Blu-ray schaffen. Im Kino allerdings reist unser Held nun stattdessen ins beschauliche Wales und trifft in einem eher unspektakulären Forschungslabor auf
Moritz Bleibtreu…
Kein Zweifel, selbst für abgebrühte Hollywood-Kenner dürfte die Entstehungsgeschichte von "World War Z" in die Kategorie Katastrophe fallen. Überraschend, dass das Endergebnis davon trotzdem einigermaßen weit entfernt ist. Ja, der Film hat Schwächen. So opfert er einem rasanten Anfang die Charakterzeichnung seiner Hauptfiguren und holt das auch später nicht nach. Darunter leidet zwar die Gesamtspannung, doch viele Situationen, durch die die Story hetzt, sind für sich genommen dann trotzdem durchaus atemberaubend (im Gegensatz zur 3D-Konvertierung übrigens, die man sich hier getrost hätte schenken können). Die internationalen Handlungsorte geben der Geschichte über weite Strecken auch die gewünschte Größe. Im nachgedrehten, kostengünstigen Finale wird die dann allerdings wieder eingedampft. Und auch die allerletzten Minuten sind in ihrer Unentschlossenheit eher unglücklich. Während die Bilder ein Happy End signalisieren, betont der Off-Sprecher mehrfach, dass dies aber natürlich auf gar keinen Fall schon das Ende sei. Denn was war noch gleich der Plan? Ach ja, eine fette Blockbuster-Serie für Brad Pitt. Ob Happy End oder nicht entscheidet also letztendlich das Einspielergebnis…
Fazit: Massentaugliches Zombie-Katastrophen-Action-Mischmasch, das ordentlich unterhält, sich aber nicht den nötigen Schlag in die Magengrube traut, um nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben.