Ein gutes halbes Jahr nach den schrecklichen Terror-Anschlägen vom 11. September 2001 in New York und Washington muss es gewesen sein, dass der französische Produzent Alain Brigand elf Regisseure bat, Kurzfilme rund um die Ereignisse jenes 11. September zu drehen, die alle formal alle Länge von elf Minuten und neun Sekunden haben sollte. In diesen Filmen stehen nicht unbedingt die Bilder im Mittelpunkt, die damals um die Welt gingen, sondern kleine - teils fiktive - Geschichten, die sich an dem Tag oder nach den Tagen auch zugetragen haben sollen.
Den Auftakt macht die Iranerin Samira Makhalbaf mit einem Film über eine Schulklasse im Iran, in der die Lehrerin den Schülern erklärt, was damals geschehen ist und dass dieser Anschlag auch Auswirkungen auf das Leben im Iran haben kann - wenn die USA mit Vergeltungsangriffen drohen. Die zweite Episode von Claude Lelouch erzählt von einer taubstummen Frau und ihrem (hörenden) Freund, der Fremdenführer im "World Trade Center" ist und just an diesem Tag Touristen durch die Türme führt. Und während er unterwegs ist, denkt sie drüber nach, sich von ihm zu trennen - ohne zu wissen, was gerade passiert ...
Im dritten Kurzfilm stellt der ägyptische Regisseur Youssef Chahine sich selbst in den Mittelpunkt - in Gedanken trifft er einen in Beirut gefallenen amerikanischen Soldaten, mit dem er über den Sinn (oder die Sinnlosigkeit) des Krieges spricht und ihn fragt, wofür er gefallen ist. "Teil 4" spielt in Srebrenica in Bosnien-Herzegovina, wo seit dem Massaker vom 11. Juni 1995 die Frauen des Dorfes an jedem elften auf die Straße gehen, um an die Gräueltaten zu erinnern. An dem Tag scheint das aber keinen zu interessieren. Idrissa Ouedraogo bringt mit ihrem Film sogar eine humorvolle Note in dieses Kaleidoskop: Sie erzählt die Geschichte eines afrikanischen Jungen, der glaubt, Osamara Bin Laden in seinem Dorf gesehen zu haben und nun die Belohnung von 25 Millionen Dollar kassieren will ...
Sehr unterschiedlich sind diese Filme geraten - unterschiedlich in ihrer Aussage und ihrer Wirkung sind die elf einzelnen Beiträge. Ihnen gemeinsam ist, dass sie die Anschläge des 11. September 2001 reflektieren - was unglaublich gut tut, nachdem uns die Medien in den Tagen und Wochen danach mit den immer wieder gleichen Bildern konfrontierten, die zwar ihren Schrecken behielten, aber ihre Aussage verloren. Und wenn man sich dann spätestens beim fünften Beitrag fragt, ob man denn angesichts dieser Ereignisse bei diesem Film überhaupt schmunzeln darf - schön, wenn man es kann ...
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Autor/Bearbeitung: Frank Ehrlacher
Update: 31.01.2019
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